Auf ein Wort / Lesepredigten
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1. Sonntag Nach Trinitatis
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2. Sonntag vor der Passionszeit
3. So. vor der Passionszeit
4. So. vor der Passionszeit
letzter Sonntag nach Epiphanias
3. Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias
1. Sonntag nach Epiphanias
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Predigt zur Wiedereröffnung von St. Marien
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Reformationstag 2021
20. So. n. Trinitatis
19. So. n. Trinitatis
Erntedank, 3. Oktober 2021
17. So. n. Trinitatis
Wiedereröffnung Kirchturm St. Marien
12. So.n. Trinitatis
11. So.n. Trinitatis
Predigt zu Epheser2, 4-10
Wir wissen es, manchmal geht im Leben scheinbar nichts mehr, alles lähmt einen.
Solche Momente kennen sie, zum Beispiel Erik:
Endlich Urlaub denkt er. Den hat er schon so lange ersehnt. Dieses Jahr besonders. Und er mag gar nicht an danach denken, an die anstehenden Umstrukturierungen, daran dass er mit Gombrowski und Heller zusammenarbeiten soll, die er beide nicht ausstehen kann. Und überhaupt, dieses neue Ressort, wo er sich mit all den juristischen Spitzfindigkeiten herumschlagen muss.
Jetzt erst einmal Urlaub. Es ist wunderbar hier, das Haus in Dünen war ein Volltreffer. Der Strand ist breit, ideal zu Drachen steigen. Die beiden Jungs toben und sind ausgelassen. Und mit Marianne geht es auch besser als in all den letzten Monaten.
Gern würde er sich in die Wellen stürzen, doch ist er irgendwie Kraftlos. Das liegt bestimmt am Stress der letzten Tage. Ja und es liegt an dem, was vor ihm liegt. Aber daran wollte er ja gerade nicht denken.
Hanna:
Noch sieben Jahre. Sieben lange Jahre, wie soll sie das aushalten.
Neulich hätte sie bald einem ihrer Schüler eine gelangt. Sie konnte sich gerade noch selbst die Hand festhalten. Der hat es geradezu darauf angelegt. Na, schlagen Sie schon zu, hat er ihr grinsend ins Gesicht gesagt.
Früher war ich gern Lehrerin, denkt sie, aber mir ist es vergangen. Die ständigen Vertretungen, die Gängelung durch das Ministerium, die Erlässe – irgendwie fühlt sie sich ausgebrannt. Und mit Hartmut, ihrem Mann sitzt sie abends nur noch vor der Glotze.
Sieglinde:
Mindestrente – wie soll das gehen, denkt sie schon seit drei Jahren. All die Jahre bei der Post, bei Wind und Wetter Briefe ausgetragen und dann das.
und dazu allein. Seit Werner sie verlassen hat, erscheint ihr alles sinnlos.
Manchmal geht sie durch die Einkaufsstraße, sieht, wie sich andere lachend unterhalten, doch bei ihr bleibt niemand stehen. Auch die Leute in ihrem Haus sind irgendwie komisch. Zumindest hat sie nicht das Bedürfnis, mit irgendwem sprechen zu wollen.
Und dann das blöde Corona. Wochenlang nicht mal die Einkaufsstraße. Inzwischen geht es wieder. Kino und Theater war ihr sowieso egal, da kam sie eh nicht hin, aber das Gefühl, es wird irgendwie alles immer schlimmer.
Liebe Gemeinde, wie viele Menschen mit solch einem Stimmungsbild leben in unserer Stadt, in unserem Land.
Anzeichen von Ausgebrannt sein, manche spülen sie weg mit einem Bierchen. Andere sind nur noch sauer auf die scheinbar korrupten Politiker die Bürokraten, die Stadträten, die Nachbarn, gar auf die Ehefrau/ den Ehemann. Andere sind schuld an meiner Misere. Vielleicht auch Gott. Gott hat sich schon lange verabschiedet.
Und dann, dann sitzen Erik, Hanna, Sieglinde und wie sie alle heißen und manchmal auch ich in ihrer Ecke und wollen am liebsten von all dem nichts mehr sehen und hören, versinken in Selbstmitleid – und das ist wie tot sein.
Lebendig tot sein – so lautet das Stichwort, das uns der Schreiber des Epheserbriefes heute zuruft. Er meint all jene, die obwohl sie leben doch schon tot sind, tot, verstrickt in Sünde. Wie er das meinte, um es zu verstehen, da hilft mir der Übersetzte/ Liederdichter Gerhard Schöne:
Er umschreibt es so:
Manchmal ist man nicht erst tot, wenn das Herz aufhört zu schlagen,
wenn sie einen auf die Bahre in den Kühlraum tragen...
Vielleicht ist man längst schon tot,
obwohl man noch spazieren geht,
eigentlich schon unterm Rasen,
obwohl man noch Rasen mäht...
Nur noch leere Muschel, nur noch schöner Schein.
Ist das nicht das Schlimmste, lebendig tot zu sein.
Manchmal kann es ganz schnell gehen,
wenn der Aufstieg nur noch zählt,
wenn man etwas sagen müsste, aber doch die Schnauze hält.
Nichts mehr hoffen, den Ärger die Wut aus Ohnmacht an anderen ablassen, oder auch nur noch funktionieren, Pflicht erfüllen – das ist so etwas wie lebendig tot sein, Sünde sagt dazu der Schreiber des Epheserbriefes -
Aber Gott, der reich ist an Barmherzigkeit, hat in seiner großen Liebe, mit der er uns geliebt hat,
5 auch uns, die wir tot waren in den Sünden, mit Christus lebendig gemacht - aus Gnade seid ihr selig geworden -;
6 und er hat uns mit auferweckt und mit eingesetzt im Himmel in Christus Jesus,
7 damit er in den kommenden Zeiten erzeige den überschwenglichen [a] Reichtum seiner Gnade durch seine Güte gegen uns in Christus Jesus.
8 Denn [a] aus Gnade seid ihr selig geworden durch Glauben, und [b] das nicht aus euch: Gottes Gabe ist es,
9 [a] nicht aus Werken, [b] damit sich nicht jemand rühme.
10 Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus [a] zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, dass wir darin wandeln sollen.
Zwar in der etwas sperrigen Sprache des Briefes aber doch verständlich für mich als Zusage, als Verheißung. Ich mag diese Zeilen so verstehen, denn auch mir sind solche Momente von „Lebendig-tot sein“ nicht unbekannt.
Uns, die wir tot waren (lebendig tot) in den Sünden mit Christus lebendig werden lassen - wie nur kann das gehen.
Wie kann es gehen, wenn ich da sitze in meiner Schmollecke und nichts mehr hoffe, nichts mehr glaube…
Was macht ein Kind, wenn es nicht mehr weiterweiß, seine Ohnmacht, seine Hilflosigkeit nicht anders auszudrücken weiß?
Es weint aus vollem Herzen. Wenn ich’s doch auch nur so tun würde: Um Hilfe rufen – fehlen mir die Worte – der Psalmdichter hat es so getan und es ist keine Schande – im Falle des Psalmdichters ist es Weltliteratur geworden, der Hilferuf und er hat erlebt, dass er gerettet wurde ……
Psalm 69: Gott, hilf mir!
Denn das Wasser geht mir bis an die Kehle.
Ich versinke in tiefem Schlamm, wo kein Grund ist;
ich bin in tiefe Wasser geraten, und die Flut will mich ersäufen...
Errette mich aus dem Schlamm, dass ich nicht versinke!
Ein Hilferuf, den Kinder allemal nachvollziehen können,
ein Hilferuf, der aufgeschrieben wurde, damit wir uns erinnern,
damit wir rufen, wenn wir in der Gefahr sind zu versinken.
Gerhard Schöne hat sich ganz gewiss daran erinnert in dem er sein Lied enden ließ:
Wenn man mitkriegt, dass man tot ist,
muss man laut um Hilfe schrein!
Manchmal haucht dann Gott persönlich
noch einmal Leben ein.
Manchmal schickt er einen Engel,
der die Herzmassage macht,
bis die Tränen wieder fließen und das Herz im Leibe lacht.
Oh, das ist das größte Wunder,
wenn ein Toter aufersteht,
wenn die Augen wieder schauen und das Antlitz wieder lebt.
So manch eine biblische Geschichte erzählt davon. Ging es nicht Zachäus so, dem Zöllner, oder Nikodemus, der endlich das Neugeboren werden begriff in jenem Moment, als er mit Jesus zusammentraf oder Lazarus, der schon so tot war, dass er stank – Geschichten, Personen, die davon erzählen, dass es möglich ist, zu neuem Leben zu kommen und vor allem, das nicht ich es bin, der es selbst schaffen muss. Manchmal, so denke ich müsste ich mir eine Liste machen und einfach einmal alle Menschen aufschreiben, die mich schon in irgendeiner Weise bewegt haben, die etwas bewirkt haben, so dass ich zu neuem Leben gefunden habe. Ich muss mich an Menschen erinnern, die mich angerührt haben, so dass Mut und Kraft bekam, bestimmte Entscheidungen zu treffen, neu loszugehen.
Es sind viele, die mir geholfen haben.
Ich glaube dass es wichtig ist, mir solche Menschen in Erinnerung zu rufen und damit zu merken, dass ich nicht aus mir selbst lebe. Und so merke ich, dass einer dem anderen ein Engel sein kann, der die Herzmassage macht bis die Tränen fließen und das Herz im Leibe lacht.