Auf ein Wort / Lesepredigten
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Zur Eröffnung der Friedensdekade
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21. Sonntag nach Trinitatis
20. Sonntag nach Trinitatis
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7. Sonntag nach Trinitatis 2023
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Sonntag Sexagesimae
letzter Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias.
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17. Sonntag nach Trinitatis
15. Sonntag nach Trinitatis
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13. Sonntag nach Trinitatis
11. Sonntag nach Trinitatis
10. Sonntag nach Trinitatis/ Israelsonntag
9. Sonntag nach Trinitatis
8. Sonntag nach Trinitatis
4. Sonntag nach Trinitatis
2. Sonntag nach Trinitatis
1. Sonntag Nach Trinitatis
Trinitatis
Quasimodogeniti
Karfreitag 2022
Palmsonntag
Sonntag Judika
Sonntag Lätare
Sonntag Okuli
Friedensgebet am 25. Februar
2. Sonntag vor der Passionszeit
3. So. vor der Passionszeit
4. So. vor der Passionszeit
letzter Sonntag nach Epiphanias
3. Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias
1. Sonntag nach Epiphanias
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Neujahr
Predigt zur Wiedereröffnung von St. Marien
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1. Weihnachtstag
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Ewigkeitssonntag
Vorletzter Sonntag 2021
Drittletzer Sonntag 2021
Reformationstag 2021
20. So. n. Trinitatis
19. So. n. Trinitatis
Erntedank, 3. Oktober 2021
17. So. n. Trinitatis
Wiedereröffnung Kirchturm St. Marien
12. So.n. Trinitatis
11. So.n. Trinitatis
9. So. nach Trinitatis
Predigt zu Matthähus 7, 24ff
wir schreiben das Jahr 2640, jenes Jahr, in dem der letzte Ton des John Cache-Projektes in der einstigen Buchardi-Kirche in Halberstadt erklingen soll.
Vorgestern war er an den Überresten von Quedlinburg vorbeigekommen, an dem jedenfalls, was noch aus dem Eispanzer ragte. Nun hielt er Ausschau nach der Kuppel, die ein paar Enthusiasten über die Kirche gebaut hatten, damals, als es zur Gewissheit geworden war, dass man das Land aufgeben musste. Sie hatten die Kuppel mit starken Atombatterien ausgestattet, die sie eisfrei hielten, und hatten Kirche und Orgel auf „Automatik“ gestellt.
Schließlich fand er die Kirche, war völlig durchgefroren. Drinnen war es brüllend heiß, so dass er sich die Pelze vom Leibe riss und schließlich in eine Ecke setzte. Dort lauschte er dem Klang des letzten Orgeltons. Stunde um Stunde, bis es dunkel wurde und der Ton plötzlich verging.
So endet eine dystopische, also eher düster und hoffnungslose Zukunftsbeschreibung unserer Kulturlandschaft in Mitteldeutschland/ Mitteleuropa (von Nils Werner). (Dystopie ist das Gegenteil von Utopie.)
Dystopien, also Beschreibungen einer eher negativen, nicht wünschenswerten Zukunft scheinen in der Mehrzahl. Und so auch die Befürchtungen, wohin unsere Kirche sich entwickeln könnte. Und das Bild an Hand des Zu Ende Gehens des John Catch-Orgelprojektes führt uns diese Befürchtung, dass Kirche im Verschwinden begriffen ist, quasi vor Augen.
Gewiss könnte es sein, dass es so wird: Eine immer kleinere Anzahl von Christen wird eines Tages all das, was wir heute unter Kirche verstehen, nicht mehr am Leben erhalten.
Und so steht heute die Frage, ob all die Mühen um die Sanierung von St. Marien, die zahlreichen Versuche, die Orgel zu sanieren und schließlich die Fertigstellung die mit so viel Engagement erreicht wurde von Generation zu Generation – das alles war dann am Ende umsonst?
Ja, es war umsonst, wenn das alles gewesen sein sollte, was wir mit Kirche verbinden – den Erhalt von Gebäuden und Tradition im musealen Sinne, dann wäre es wohl tatsächlich so, wie es der Evangelist Matthäus seiner Art entsprechend drastisch ausgedrückt hat: nämlich auf Sand gebaut. Auf Sand gebaut ist alles, was nur dem äußeren Schein nach oder um des Ansehens in der Welt willen geschehen ist. All das ist wie ein Haus auf Sand gebaut. Es wird vergehen.
Im günstigsten Fall ist es dann noch auf der Weltkulturerbeliste wie der eben aufgenommene Limes der Römer.
Dass deren Macht vergangen ist, war für mich immer ein Zeichen, dass nichts menschengemachtes und erst recht nichts auf Unrecht Gebautes Bestand haben wird.
Ein altes Junge Gemeindelied spricht davon: Seht man musste sie begraben, die der Welt Gebote gaben, und ihr Wort hat nicht bestand. Ihre Häuser wurden Trümmer, ihre Münzen gelten nimmer, die man in der Erde fand.
Dies Lied ist gemünzt auf die weltlichen Machthaber, aber wir sollten uns eben nicht täuschen, es gilt genauso für all das, was in unserer Kirche vorzufinden ist, soweit es Äußerlichkeiten betrifft.
Liebe Gemeinde, es wäre nach meinem Empfinden aber eine schlechte Predigt, ein schlechtes, ja eigentlich gar kein Evangelium im Sinne eben einer guten Nachricht, wenn ich nicht zur Utopie käme, wobei Utopie eigentlich auch nicht das richtige Wort dafür ist, was mit der Verheißung gemeint ist, wenn wir uns im Bilde ein Haus auf Felsen gebaut anschauen.
Vor dem Bild mit dem Hausbau ist in der Rede Jesus, in Bergpredigt all das benannt, was uns Christen ausmachen sollte, all das, was Kirche, also Nachfolge Jesu bedeuten soll:
Meinen Mitmenschen als Menschen sehen, sich erbarmen, wenn einer in Not ist, nicht nur die eigene Familie und Freunde, sondern gar die Feinde lieben. Keine Schätze auf Erden sammeln. Nicht andere richten -um nur einiges zu nennen, was schließlich in die goldene Regel mündet, den Willen Gottes tun nämlich: Alles nun, was ihr wollt, dass euch die Leute tun sollen, das tut ihnen auch tun.
Wer das lebt – und daran schließt unser heutiger Predigttext an, der gleicht einem klugen Mann, der sein Haus auf Felsen baute.
Natürlich ist das nichts für die Weltkulturerbeliste und das zu leben, wird wahrscheinlich auch nicht unsere Kirche in ihren jetzigen Strukturen erhalten und wird nicht zum Lösen der vielfältigen Probleme von Personalknappheit bis zum Orgelneubau beitragen.
Aber wer das lebt, zeigt etwas von Gottes Wirklichkeit in dieser Welt, ja hat Anteil an Gottes Welt und lebt insofern etwas, das nicht vergänglich ist.
Und genau so will ich mein Christsein verstehen und leben und das heißt für mich in erster Linie bei aller Unzulänglichkeit dennoch an Liebe und Menschlichkeit nicht nur glauben, sondern sie zu leben versuchen, wie es Jesus getan hat und in dem Glauben zu leben, dass dies tun nicht vergebens und auch nicht vergänglich ist. Getanes Liebeswerk wird Bestand haben bei Gott.
Und das heißt für mich und so sage ich es Ihnen/ Euch gern weiter:
Keine Angst haben
vor einer kleiner werdenden Gemeinde,
keine Angst vor nicht mehr bewältigbaren Erhaltungsmaßnahmen für unsere Gebäude
Keine Angst vor geringeren Einnahmen
Keine Angst vor geringerem politischen Einfluss
Keine Angst vor Abschaffung der Kirchensteuer oder anderen ähnlichen Dingen an denen unsere Kirche durchaus auch mit plausiblen Gründen festhält.
Kirche ist nicht das Gebäude oder gar die Institution, Kirche sind zuerst jene, die sich in der Nachfolge Jesu verstehen, also versuchen wie er zu leben!
Versuchen überzeugend zu leben -
Mitunter muss man es radikal ausdrücken, dass es wachrüttelt – mir den Kern der Botschaft Jesu vor Augen führt.
So kam mir die durchaus radikale utopische Beschreibung des ev. Theologen D. Bonhoeffer wieder in den Sinn. Bonhoeffer, der sich in den dreißiger Jahren Gedanken machte über eine Kirche in einer zunehmend und bald völlig religionslosen Gesellschaft.
Die Kirche ist nur Kirche, wenn sie für andere da ist. Um einen An-
fang zu machen, muss sie alles Eigentum den Notleidenden schenken.
Die Pfarrer müssen ausschließlich von den freiwilligen Gaben der
Gemeinden leben, evtl. einen weltlichen Beruf ausüben. Sie muss an den weltlichen Aufgaben des menschlichen Gemeinschaftslebens teilnehmen, nicht herrschend, sondern helfend und dienend. Sie muss den Menschen aller Berufe sagen, was ein Leben mit Christus ist, was es heißt, „für andere da zu sein“. Speziell wird unsere Kirche den Lastern der Hybris, der Anbetung der Kraft, des Neides und des Illusionismus als den Wurzeln alles Übels entgegentreten müssen. Sie wird von Maß, Echtheit, Vertrauen, Treue, Stetigkeit, Geduld, Zucht, Demut, Genügsamkeit, Bescheidenheit sprechen müssen. Sie wird die Bedeutung des menschlichen „Vorbildes“ (das in der Menschheit Jesu seinen Ursprung hat) nicht unterschätzen dürfen; nicht durch Begriffe, sondern durch „Vorbild“ bekommt ihr Wort Nachdruck und Kraft…
Das ist alles sehr roh und summarisch gesagt. Aber es liegt mir daran – so Bonhoeffer - einmal den Versuch zu machen, einfach und klar gewisse Dinge auszusprechen, um die wir uns sonst gern herumdrücken.
Auch wenn diese Gedanken Bonhoeffers utopisch anmuten, sollten wir versuchen in diesem Sinn überzeugend Kirche und Christ zu sein. Ich glaube, wenn uns das gelingt, gleichen wir jenem, der sein Haus auf Felsen baut. Amen.