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1. Weihnachtstag 2023
Predigt zu 2. Korinther 8, 7-9
Liebe Gemeinde,
sind Sie reich beschenkt worden?
Wie auch immer, heute geht es um reich sein und um arm sein.
Ich weiß nicht, ob das ein weihnachtliches Thema ist, aber diejenigen, die die Predigttexte ausgesucht haben, meinten es offensichtlich.
Also komme ich gleich zu Eigentlichen:
Die Kollekte für den heutigen 1. Weihnachtstag ist für die eigene Gemeinde bestimmt. Und ich will an dieser Stelle ausdrücklich allen danken, die immer wieder den Kollektenkorb füllen. Für unsere eigene Gemeinde ist er meist etwas gefüllter.
Nun haben wir auch allerhand Aufgaben, die ich jetzt nicht alle aufzähle. Das Haushaltsvolumen für 2024 beläuft sich auf etwas mehr als 765000 EUR. Ein nicht unerheblicher teil ist für die Orgel bestimmt, aber ohne die wären es immer noch etwa 400000 EUR.
Die Kirche ist doch reich, sagt manch eine, manch einer.
Trotz fehlender Mittel für Mitarbeitende und manch anderes, will ich diesen Eindruck gar nicht schmälern, im Gegenteil, wir sind reich.
Und da sind wir in guter Gesellschaft mit den Christen in Korinth, an die Paulus schreibt und was in diesem Jahr zu Weihnachten zu verlesen und zu predigen ist:
Wie ihr aber in allen Stücken reich seid, im Glauben und im Wort und in der Erkenntnis und in allem Eifer und in der Liebe, die wir in euch erweckt haben, so gebt auch reichlich bei dieser Wohltat.
8 Ich sage das nicht als Befehl; sondern weil andere so eifrig sind, prüfe ich auch eure Liebe, ob sie rechter Art sei.
9 Denn ihr kennt die Gnade unseres Herrn Jesus Christus: obwohl er reich ist, wurde er doch arm um euretwillen, damit ihr durch seine Armut reich würdet.
Paulus hat sich hier recht vorsichtig ausgedrückt, denn beim Geld hört die Freundschaft auf. Und Paulus wusste, wovon er sprach. Es gab schon einige Spannungen zwischen ihm und den Christen in Korinth.
Und die wussten, wo das hinführen könnte.
Sie wussten von den Christen aus Jerusalem, jene, die vermögend waren und alles verkauften und mit den Armen teilten.
Am Ende waren sie auch arm. Und nun sollten sie, die Korinther eine Kollekte sammeln für die verarmten in der Jerusalemer Gemeinde.
Wo soll das hinführen? Am Ende sind wir auch verarmt, haben kein Geld mehr um unsere gemeindliche Arbeit zu tun von uns persönlich ganz abgesehen. Ja, das kann passieren, hätte Jesus vielleicht gesagt.
Jetzt wo die Mieten wieder steigen werden, die Energiepreise hoch sind, die Inflation angefeuert ist, da ist es ziemlich riskant Wohltaten für andere zu verüben.
Stimmt auch, würde Jesus sagen.
Und wir könnten ihm entgegenhalten, dass er ja arm und in einem Stall geboren ist und es als Armer immer leicht ist, den Reicheren ein schlechtes Gewissen einzureden.
Und spätestens da müsste Jesus sagen: Ihr habt ein ziemlich romantisches Bild von meiner Geburt. Naja, kein Wunder, Lukas wollte Eure Herzen erreichen. Aber wenn ihr genau nachschaut, wüsstet ihr, dass ich in einem Haus geboren bin.
Matthäus erwähnte es, nur übersieht man es, weil man nur einen Blick auf die Gäste hat, die damals angeblich kamen:
Als die Weisen den Stern sahen, wurden sie hoch erfreut
und gingen in das Haus und fanden das Kindlein mit Maria, seiner Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf und schenkten ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe.
Also hört: Ein Haus und Gold und wertvollen Weihrauch und wertvolle Myrre für Salböl, wie es nur Könige bekamen.
Mehr noch, meine Eltern waren durchaus nicht die Ärmsten. Mein Vater war Zimmermann und wir hatten sogar noch ein Haus in Kapernaum.
Markus hat es erwähnt, als er von der Heilung des Gelähmten sprach.
Und als ich dann mit Frauen und Männern durch das Land zog, auch da waren wir nicht die Ärmsten, hatten sogar einen Schatzmeister. Nun ich habe mich nicht um Geld gekümmert. Es hat mir einfach nicht gefehlt.
Das könnte Jesus entgegnen und uns an seine eigene Geschichte erinnern.
Es war keine aufgezwungene, sondern eine gewählte Armut. Es ist eine Armut, die Wichtig ist um zu verstehen, was Jesus den Menschen zeigen will. Es ist keine Armut, die wir einfach nur adaptieren, nachahmen müssten. Aber in dieser Erzählung der Armut, wie sie eben bei Lukas besonders ausgeprägt ist, sollen wir etwas erkennen.
Wir sollen oder besser wir könnten erkennen, was durch die Armut Jesu hindurch zu entdecken geht:
Nämlich: Gott hat die Armut gewählt. Gott ist ein armer Jude geworden. Unter ihnen hat er gewohnt
Und vielleicht ist die Art Gottes eben genau dort am intensivsten zu spüren, unter den Armen.
Und ich glaube, erfahren zu haben, wovon ich hier spreche: Unter den Armen Tansanias habe ich tiefe Zuneigung und tiefen Glauben gespürt.
Und so sind meine Bemühungen um die Partnerschaft mit Tansaniern nicht einfach ein Hobby. Neben aller Afrikaleidenschaft glaube ich, dass in der Begegnung mit den ärmeren Menschen Tansanias Gottesbegegnung geschieht und vermutlich gerade für die Jugendlichen, die dabei waren, mehr oder für sie erfahrbarer, als in unseren Gemeinden.
Von dieser Gottesbegegnung in der Armut, von der die Jerusalemer Christen zu erzählen wussten, waren zumindest die Christen in Korinth angetan. Von der Jerusalemer Gemeinde immerhin erfuhren sie überhaupt erst den Glauben. Und nun ruft Paulus sie auf, etwas von dem abzugeben, was sie mehr haben, als die anderen.
Und Jesus würde wohl sagen: ja, genau, probiert es aus. Gebt ab von dem ihr mehr habt, als ihr braucht. Wartet nicht darauf, dass es die Superreichen tun, das liegt nicht in der Struktur ihres Denkens. Aber ihr könnt Euch hineinfühlen und wisst, was ihr braucht, und was auch nicht.
Liebe Gemeinde,
es geht nicht um ein bloßes abgeben, vielmehr geht es um ein Austauschen.
Manche von Euch haben Briefmarken getauscht, als das noch Mode war. Lenin gegen Ulbricht oder Tiere gegen Pflanzen.
Und Tausch heißt immer, beide gewinnen etwas. Die Korinther hatten das nach dem Brief des Paulus wohl verstanden.
Sie hatten etwas von den Jerusalemer Christen bekommen und sollten gewiss sein, dass, wenn sie nun etwas zurückgeben würden, sie auch wieder etwas gewinnen.
Ich will die Armut nicht romantisieren und es geht auch nicht darum, dass wir alle arm werden müssen um am Ende reich zu sein. Ich glaube, es geht um eine Art angemessenen Ausgleich, ja mehr noch es geht um die Grunderfahrung an die ich schon oft erinnert wurde und Sie/ Euch weiter erinnert habe: Durch Schenken wird man reich allein.
Und das ist doch eine ziemlich weihnachtliche Erfahrung, die wir hoffentlich alle schon ein – viele Male erlebt haben.
Gewiss ist unsere Kirche von dieser Erfahrung noch weit entfernt, aber ich bin mir sicher, dass wir eines Tages wieder anfangen werden, diese grundlegende Erfahrung einer armen Kirche neue Gestalt und damit Kraft zu geben in einer Gesellschaft, die die Orientierung auf das menschliche Maß zu verlieren droht.
Ich glaube an die Kraft einer armen Kirche, weil ich von dem Messias weiß, der arm wurde um unsere willen damit wir durch seine Armut reich werden.
Und der Friede Gottes ….
Amen.