Auf ein Wort / Lesepredigten
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Besinnung zu Heilig Abend
Gedanken zum Predigttext am 4. Advent
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Wort zum Ewigkeitssonntag
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Gottesdienst zum Beginn der Friedensdekade
18. Sonntag nach Trinitatis
11. Sonntag nach Trinitatis
10. Sonntag nach Trinitatis
5. Sonntag nach Trinitatis
4. Sonntag nach Trinitatis
3. Sonntag nach Trinitatis
Liebe Gemeinde!
Da sehe ich ihn sitzen, nein nicht im Garten am Tisch mit Kaffee und mit Gott, sondern ich sehe ihn eher auf einem Felsen hockend, den Blick in eine Ferne gerichtet, die einst seine Heimat war und nun auf ewig verloren scheint. Ich sehe ihn, wie er mit sich und Gott ringt, all die Fragen im Herzen, die ihm andere stellten, die er selbst hat:
Wie konnte es soweit kommen. Zuerst die Belagerung seiner Stadt im 10. Monat, dann das Schlagen der Mauerbreche im 4. Monat, dann die Verwüstung von Tempel und Palast, dann die Ermordung des Königs. Schließlich die Deportation nach Babylon – wie konnte es zu der Katastrophe von 587 kommen.
Und es hilft ihm gar nichts, und verschafft ihm erst recht keine Befriedigung, dass er es irgendwie immer schon gewusst hat, dass eine Katastrophe kommt. Ja, er hat es in den Worten der alten Propheten schon gelesen. Und es hat nichts geholfen, dass sie alles versucht haben diese unseligen Politiker zum Einlenken zu bewegen. Alle Kritik gegen die Führenden, gegen die Wirtschaftsbosse, gegen das schamlose Ausnutzen von Macht, der Betrug, das Verbreiten von Lügen – all diese Kritik daran ist meist verhallt. Und es geschah das, was Micha und einige andere vorausgesehen hatten, schon vor hundert Jahren.
Und nun ist er hier. Einige, die zurückblieben, die niemand von den Besatzern braucht, sie feiern in der zerstörten Stadt Klagegottesdienste. Andere feiern sie hier und schauen wie er in die Richtung der zerstörten Stadt. Und er mag die Klagegesänge gar nicht recht hören. Und er spürt auch in sich eine ohnmächtige Wut gegen jene, die störrisch und verblendet waren. Und er spürt zugleich ohnmächtige Wut gegen die Zerstörer, gegen die, die einfach alles kaputt machten, was ihm und seinem Volk heilig war. Warum taten sie das? Weil sie es konnten. Weil sie ihn und sein Volk demütigen wollten. Und schließlich die Frage aller Fragen: Warum hat Gott das zugelassen. Diese Frage quält viele und manche meinen gar, es sei Gottes Wille, ja er selbst habe eingegriffen und den Mächtigen in Israel und Juda ein Ende gesetzt. Aber so einfach will er es sich nicht machen. Nicht einfach Gott einsetzen als Antwort, weil alle anderen Antworten zu schwierig wären.
Liebe Gemeinde, hier unterbreche ich meine Gedanken, die ich mit einem Unbekannten verbunden habe.
Es sind Gedanken, die ein Mensch gehabt haben kann, der die Zerstörung seiner Heimat und die Vertreibung erleben müsste.
Ich weiß nicht wirklich, wie die Menschen im 6. Jhd. in Anbetracht der Zerstörung Jerusalems und der Vertreibung mit Gott gerungen haben.
Aber einige kannten die Worte des Propheten Micha, die über hundert Jahre zuvor entstanden.
Und Fragen die Micha und die einen Menschen hundert Jahre nach ihm und die uns, die mich immer wieder bewegen: Wer ist schuld, dass es so oder so gekommen ist. Wer ist schuld an den Katastrophen? Wer ist schuld an Krieg und Vertreibung. Wer ist schuld, dass Menschen versklavt wurden. Wer ist schuld, dass Menschen ausgegrenzt, stigmatisiert werden. Wer ist schuld an Epidemien, an schmelzenden Gletschern, an .. ach ich will das nicht alles schon wieder aufzählen und uns den Sonntag verderben.
Schöner, einfacher, zeitgemäßer wäre doch, von Erfolgen zu sprechen, das zu veröffentlichen, was wir, was ich alles geschafft habe. Ja, das schaffen wir – was für ein Satz und zweifellos haben wir vieles geschafft, haben es geschafft, das Flüchtlinge auch hier in unserer Stadt einen Ort zum Wohnen und meist auch Arbeiten gefunden haben. Proteste gegen Rassismus in den USA – ja verstehe ich, aber bei uns?
Ist das nicht etwas weit hergeholt?
Ja weit hergeholt, aus den Tiefen in mir ist es schon, die Verwurzelung von Rassismen wodurch auch immer: Und ich ertappe mich bei dem diffusen Gefühl des Misstrauens, wenn mich da ein nicht einheimischer nicht Weißer anspricht. Im nächsten Moment ergreift mich Scham, weil ich das gerade nicht will.
Irgendwie hat das etwas mit Schuld zu tun und ich bin verwoben mit Ihnen, mit Euch allen in eine Geschichte von Unrecht, von Übervorteilung, von Überheblichkeit, von Macht und Machtmißbrauch, von Vorurteilen und westlicher, speziell deutscher Sicht auf die Welt. Ich komme da nicht heraus. Ich kann Asche auf mein Haupt streuen und Klage und Bußgottesdienste feiern, wie die Israeliten einst in den Mauern des zerstörten Tempels oder im Exil. Ja, das alles kann helfen, kann mir selbst guttun.
Und wenn ich heute durch den Propheten Micha an die Geschichte Israels erinnert bin fällt mir auf:
Der Prophet Micha wusste, das noch etwas wichtiger ist, als die Frage wer ist schuld und was ist mein Anteil daran. Nämlich: Wie wollen wir, wie werden wir in Zukunft leben?
Und so schreibt der Prophet inmitten der fremden Welt in der damals viele Götter angebetet wurden:
Wo ist solch ein Gott, wie du bist, der die Sünde vergibt und erlässt die Schuld denen, die geblieben sind als Rest seines Erbteils; der an seinem Zorn nicht ewig festhält, denn er hat Gefallen an Gnade! Er wird sich unser wieder erbarmen, unsere Schuld unter die Füße treten und alle unsere Sünden in die Tiefen des Meeres werfen. Du (Gott) wirst Jakob die Treue halten und Abraham Gnade erweisen, wie du unseren Vätern vorzeiten geschworen hast. (Micha 7, 18-20)
Jakob der Betrüger ist genannt und Abraham, der Kleingläubige.
Aller Betrug den ich begehe, aller Kleinglaube, alle Verfehlungen, alle Überheblichkeit - all unsere Schuld wird Gott verwerfen.
Was für ein Gedanke, der da in dem Propheten in seinem Zwiegespräch mit Gott gereift ist. Was für eine Theologie der Befreiung von Schuld, die da entstanden ist. Freilich ist es eine Theologie die bis heute Fragen aufwirft und selten gepredigt wurde.
Nun ist ausgerechnet dieser theologische Gedanke aus dem Prophetenbuch Micha neu in die Predigtreihe aufgenommen worden.
Dieser Gedanke, dass Gott nicht Rache an Schuldigen nehmen will, nicht mit apokalyptischen Reitern das Ende unserer Spezies beschlossen hat, auch nicht die Hölle und das Verwerfen der schlimmsten Verbrecher dahinein, sondern das Verwerfen der Schuld, wie schlimm sie auch war, wird hier verkündet.
Dieser Gedanke ist eine der größten Ermutigungen, die in der hebräischen Bibel zu lesen ist. Ein Gedanke, der jenem Unbekannten 100 Jahre nach Micha vielleicht Mut gegeben hat und ein Gedanke, der in einzigartiger Weise lebendig wurde in Jesus, dem Mann aus Nazareth, 700 Jahre nach Micha.
Die Verheißung einer Versöhnung aller Menschen mit Gott ist geboren vielleicht in jenem Zwiegespräch des Propheten Micha mit Gott, vielleicht irgendwo am Rande der Wüste, irgendwo, wo es ganz und gar aussichts- und trostlos war: Da hat Micha diese Ahnung bekommen, dass es für Gott ganz andere Lösungen als Strafe und Rache gibt.
Und von dieser Ahnung einer Versöhnung aller die in Christus für mich lebendig geworden ist, will ich erzählen und singen und sie bekennen. Amen.