Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Jesaja12,1-6
im Gottesdienst mit Jubelkonfirmation
Liebe Jubilare, liebe Gemeinde, eigentlich ja, der heute regulär zu predigende/ zu bedenkende Text aus dem Buch des Profeten Jesaja könnte als Loblied auf das Leben gut passen. Denn was alles an Gutem haben viele von Ihnen erlebt. Sie haben überwiegend im Frieden gelebt. Sie haben sich sicher/ hoffentlich mindestens einmal im Leben verliebt, vielleicht öft, haben einen Menschen an Ihrer Seite, den sie lieben, der/ die Sie liebt. Sie haben schwere Zeiten überstanden, Turbulenzen mit den Kindern, mit Lehrern, mit dem Abteilungsleiter, dem Parteisekretär, mit dem Pfarrer …
Sie waren Tanzen, hoffentlich nicht zu wenig. Sie haben sich an den Beatles, der Stern-Combo Meißen, Mozarts Zauberflöte erfreut, sind durch manchen Park gewandelt, waren vielleicht im Riesengebirge wandern, haben auf Hiddensee schönste Sommertage verbracht (leider nur schwarzweiß Fotos, aber egal, all das haben Sie im Herzen. Und Sie haben historische Momente ohne Gleichen erlebt, wie eine Welt sich wandelt, wie Sie selbst neue Möglichkeiten hatten, Schwierigkeiten überwunden haben und heute auf diese unglaubliche Fülle zurück blicken können.
Darum dachte ich ja, es könnte passen: Einzustimmen mit dem Dichter des Psalms: Lobsingt dem Herrn!
Es könnte passen, wären da nicht in diesem Lied Jesajas anfangs die Gedanken zum Zorn Gottes. Da weiß ich für einen Augenblick nicht recht umzugehen damit. Lasse ich sie einfach weg? Nein, das wäre irgendwie unehrlich. Stattdessen denke ich über Gott nach und möchte fragen:
Warum diese harten Worte am Anfang, wo ich dich doch kenne und glaube als allgütig, vergebend, tröstend, heilend.
Da muss man ja sogar als Gott sauer sein, wenn eine große Mehrheit sich von mir abwendet, den eigenen Geschäften nachgeht, irgendwie vergessen hat, wo sie herkamen, wie das war in der Gefangenschaft.
Natürlich waren sie, die Israeliten damals nicht von den Babyloniern angekettet, nicht wie Sklaven gehalten worden, aber die Freiheit und vor allem die Heimat hatten sie dennoch verloren.
Und ich war die ganze Zeit bei ihnen und die meisten haben es nicht gemerkt. Ich war immer bei ihnen, bei jedem Menschen durch die Jahrtausende. Und viele, immer mehr haben sich irgendwie daran gewöhnt, mit ihren eigenen Kräften zurecht zu kommen. Manche haben zu mir gesprochen, meist, wenn die Not groß war und haben dann auf eine himmlische Intervention von mir gewartet. Aber nein, ich hatte ihnen versprochen, mich nicht einzumischen, jedenfalls nicht so, wie sie es wollten. Kein Donnern und keine Leuchtschrift am Himmel. Das hätte ja am Ende auch nichts gebracht. Die nichts mit mir zu tun haben wollten, haben sich eben abgewendet. Und manche haben mich auch einfach nur missbraucht: Gott mit uns haben sie auf die Koppel ihrer Uniform geschrieben. Und Panzer und alle möglichen Tötungsinstrumente haben sie in meinem Namen gesegnet. Muss man da nicht zornig werden.
Ja, so dachte ich, könnte es Gott empfinden und dann las ich das Lied Jesajas noch einmal weiter:
Siehe, Gott ist mein Heil, meine Stärke, mein Psalm …
Und ich erinnerte plötzlich mich wieder an Augenblicke in denen Du, Gott, da warst: in mitten von Krisen und Ohnmacht: z.B. als Ute nicht Pharmazie studieren durfte, weil sie keine Jugendweihe gemacht hat und wie wir zusammensaßen und gebetet und gesungen haben und die Stasi mit ihren Teleobjektiven uns fotografiert hat und wie wir uns dennoch geborgen, sicher, stark fühlten, weil du da warst, Gott.
Und mitten im Sozialismus läuteten dennoch die Glocken jeden Sonntag. Und Peter Schreier sang in der Stadthalle von Karl-Marx-Stadt und er sang Lieder von Schubert und er sang von dir Gott und alle applaudierten.
Und Weihnachten warst du da auf den Weihnachtsmärkten und sogar in Betriebsweihnachtsfeiern erklangen Melodien, die zu dir gehörten.
Und ich sehe dich, wie du hinter Günter Schabowski standest und dich über den gelungenen Dreh gefreut hast, wodurch die Mauer fiel, sehe Dich, wie du hinter den beiden mit Strickjacken bekleideten Männern, hinter Kohl und Gorbatschov standest und ihnen zugeflüstert hast: wagt es!
Ja nicht über alles konntest Du dich freuen, was dann kam. Und es war eher nicht Zorn, sondern Traurigkeit über manche nicht ergriffene Chance. Aber diese Traurigkeit hast Du wohl oft gespürt, hast mitgelitten millionenfach mit allen, die an dem was sie eigentlich vermocht hätten, vorbei lebten, hast gelitten mit manch einem Ehepaar, die sich stritten oder schlimmeres. Hast gelitten mit so vielen und hast doch nie aufgegeben.
Woher, so möchte ich dich fragen, Gott, woher nimmst du die Hoffnung für diese Welt.
Ach natürlich, Du bist Gott.
So lässt sich das wohl erklären.
und da, als ich das dachte, laufen meine Gedanken weiter. Sie wollen nicht bei dem leidvollen bleiben, weder bei dem, was hinter mir liegt, noch bei dem Leid dieser Tage. Und meine Gedanken wollen auch nicht bloß erinnern.
Meine Gedanken führen mich weiter zu einem Brunnen.
Es ist der Brunnen des Heils. Ich schaue hinein und sehe mein eigenes Gesicht im Spiegel des Wassers. Es ist alt geworden und doch jung. Und ich sehe die Gesichter sovieler Menschen in diesem Spiegel, alle wie ich, froh hinein schauend, einem Foto gleich, aber nicht ein Abschiedsbild, sondern ein Anfangsbild ist es.
Wir kommen zusammen und die ganze Welt mit jedem neuen Tag steht offen. Und ich sehe wie Montags auf dem Markt in Haldensleben und in Magdeburg und an so vielen Orten Luftballons aufsteigen und Menschen fröhlich zusammen sitzen, sich zusammenfinden, überlegen, was sie gemeinsam tun können. Die letzten grauen Häuser farbig anstreichen sagt einer, ein Kochfest aller Kulturen wäre doch schön, höre ich jemanden rufen. Den Marktplatz frei von Autos und dann ist Platz für viele Kinder und wir zeigen ihnen Gummitwist, ja und man könnte doch auch immer Montags zusammen tanzen, mit Lifemusik und wenn´s regnerisch wird, gehen wir in die Kirche …
und ich höre, wie die Ideen aus den Köpfen sprudeln und ich sehe Gott am Brunnen lehnend und sehe Gott austeilen aus dem Brunnen des Heils.
Alle Welt soll heil werden.
Liebe Gemeinde, wie schon manches mal hat mich der biblische Text verführt und ich habe mich verführen lassen hin zu Hoffnungsvollem.
Ich glaube, es ging den Schreibern des Jesajabuches nicht viel anders. Der eine war gar selbst noch in babylonischer Gefangenschaft, spürte um sich herum die Niedergeschlagenheit und besann sich auf das Gute. Er besann sich auf das Gute ohne das Schwere einfach wegzudrücken, aber vorallem glaubte er so fest an das Heilvolle Wirken Gottes, dass er den Dank für die Befreiung und Erlösung schon vorweg nahm.
Und ich wünsche Ihnen allen einen solchen ermutigenden Glauben und möchte Sie aufrufen, die Dankbarkeit und die Hoffnung weiterzugeben an Ihre Kinder, an Ihre Nachbarn.
Denn auch wen das Leben oft schwer ist und auch ungerecht, ist es doch so unendlich reich und erfüllt.
Lobsingt dem Herrn, denn er hat sich herrlich bewiesen. Solches sei kund in allen Landen!
Jauchze und rühme, die du wohnst auf Zion;
denn der Heilige Israels ist groß bei dir. Amen.