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Predigt zu 2. Kön 5
Liebe Gemeinde,
nun ist es auch bei uns wieder so weit, wie alle Jahre –
Kurrende Sänger, der Engelchor, die Krippe, das Jesuskind darin und nicht zuletzt die dampfende Klosfrau (als Räucherfigur) werden in Kürze verpackt. Ich zögere das immer soweit wie möglich hinaus weil all die schönen Weihnachtssachen eben dann verpackt sind und das Jahr über nicht mehr vorkommen:
So ist das auch irgendwie mit Jesus. Er kommt außer bei einigen Christen nicht mehr vor.
Kein Wunder, die Mehrheit der Gesellschaft traut Jesus und Gott und vorallem der Kirche nichts mehr zu.
Natürlich gerät man schnell in den Verdacht ultra fromm, gar evangelikal zu sein, wenn man betet.
Ich habe den Verdacht, dass die meisten Menschen, auch Christen mehr ihrer eigenen Kraft und Stärke vertrauen, als der des Glaubens. Es scheint mir allgemein verbreitet bei gläubigen Menschen, dass sie ihre Religionspraxis, die Gottesdienste, Gebete, das Fasten usw. ernst nehmen, dazu Gott im Munde führen aber Gott nicht ernst nehmen, Gottes Kraft nichts zutrauen
Seit Jahrzehnten ist Krieg zwischen Arabern und Israeliten, der gerade seit dem 7. Oktober eine bisher nicht erlebte Eskalation erfährt. Also Krieg zwischen Menschen, die zu Allah beten und jenen, die zu dem jüdischen, im Grunde gleichen Gott beten, also Krieg zwischen Gottgläubigen Menschen und nicht etwa zwischen Atheisten.
Es ist doch seltsam, dass sie, obwohl sie alle beten, doch so wenig an Gottes heilvolle Macht glauben, vielmehr an die Stärke ihrer Waffen.
So ist doch die Frage durchaus erlaubt, ja sie drängt sich geradezu auf, die Frage, welches Geistes Kind sind sie eigentlich. Wie viel vertrauen sie Gott, der Heil bewirkt, zu?
Wie sehr vertrauen wir darauf, dass Gott Heil bewirkt?
Die rechtgläubigen scheinen eher Ungläubigen zu ähneln und wenn man die Lesungen heute aufmerksam hört, könnte man zu dem Schluss kommen, das umgekehrt die Ungläubigen mehr auf Gott vertrauen als die sog. Frommen.
Das trifft zu auf den röm. Offizier zu Kapernaum von dem im Evangelium die Rede war.
Und es trifft zu auf den Hauptmann Naaman von dem zu berichten ist:
aus 2. Kön 5 in Üss. Der Guten Nachricht:
Naaman, der Heerführer des Königs von Syrien, war an Aussatz erkrankt. Er war ein tapferer Soldat und der König hielt große Stücke auf ihn, weil der HERR durch ihn den Syrern zum Sieg verholfen hatte.
2 In seinem Haus befand sich ein junges Mädchen, das von syrischen Kriegsleuten bei einem Streifzug aus Israel geraubt worden war. Sie war Dienerin bei seiner Frau geworden.
3 Einmal sagte sie zu ihrer Herrin: »Wenn mein Herr doch zu dem Propheten gehen könnte, der in Samaria lebt! Der würde ihn von seiner Krankheit heilen.«
4 Naaman ging zum König und berichtete ihm, was das Mädchen gesagt hatte.
5 »Geh doch hin«, antwortete der König, »ich werde dir einen Brief an den König von Israel mitgeben.« Naaman machte sich auf den Weg. Er nahm sieben Zentner Silber, eineinhalb Zentner Gold[1] und zehn Festgewänder mit.
6 Er überreichte dem König von Israel den Brief, in dem es hieß: »Ich bitte dich, meinen Diener Naaman freundlich aufzunehmen und von seinem Aussatz zu heilen.«
7 Als der König den Brief gelesen hatte, zerriss er sein Gewand und rief: »Ich bin doch nicht Gott! Er allein hat Macht über Tod und Leben! Der König von Syrien verlangt von mir, dass ich einen Menschen von seinem Aussatz heile. Da sieht doch jeder: Er sucht nur einen Vorwand, um Krieg anzufangen!«
8 Als Elischa, der Mann Gottes, davon hörte, ließ er dem König sagen: »Warum hast du dein Gewand zerrissen? Schick den Mann zu mir! Dann wird er erfahren, dass es in Israel einen Propheten gibt!«
9 Naaman fuhr mit all seinen pferdebespannten Wagen hin und hielt vor Elischas Haus.
10 Der Prophet schickte einen Boten hinaus und ließ ihm sagen: »Fahre an den Jordan und tauche siebenmal darin unter! Dann bist du von deinem Aussatz geheilt.«
11 Naaman war empört und sagte: »Ich hatte gedacht, er würde zu mir herauskommen und sich vor mich hinstellen, und dann würde er den HERRN, seinen Gott, beim Namen rufen und dabei seine Hand über der kranken Stelle hin- und herbewegen und mich so von meinem Aussatz heilen.
12 Ist das Wasser des Abana und des Parpar, der Flüsse von Damaskus, nicht besser als alle Gewässer Israels? Dann hätte ich ja auch in ihnen baden können, um geheilt zu werden!« Voll Zorn wollte er nach Hause zurückfahren.
13 Aber seine Diener redeten ihm zu und sagten: »Herr, bedenke doch: Wenn der Prophet etwas Schwieriges von dir verlangt hätte, hättest du es bestimmt getan. Aber nun hat er nur gesagt: ›Bade dich und du wirst gesund!‹ Solltest du es da nicht erst recht tun?«
14 Naaman ließ sich umstimmen, fuhr zum Jordan hinab und tauchte siebenmal in seinem Wasser unter, wie der Mann Gottes es befohlen hatte. Da wurde er völlig gesund und seine Haut wurde wieder so rein wie die eines Kindes.
15 Mit seinem ganzen Gefolge kehrte er zu Elischa zurück, trat vor ihn und sagte: »Jetzt weiß ich, dass der Gott Israels der einzige Gott ist auf der ganzen Erde. Nimm darum von mir ein kleines Dankgeschenk an!«
16 Aber Elischa erwiderte: »So gewiss der HERR lebt, dem ich diene: Ich nehme nichts an.« Sosehr Naaman ihm auch zuredete, Elischa blieb bei seiner Ablehnung.
und sagte: »Kehre heim in Frieden!«
Die Geschichte ist ja ziemlich eindeutig:
Der Heerführer Naaman auf den der König große Stücke hält, hat nur einen Makel, einen entscheidenden: er ist aussätzig. Und damit nicht nur körperlich, sondern nach damaligem Verständnis auch kultisch (also religiös) unrein. Der König kann so einen natürlich nicht am Hof dulden. Nun ist es ausgerechnet eine Magd, übrigens ein aus Israel entführtes junges Mädchen, die den entscheidenden Hinweis gibt. Und das Erstaunliche: der König Aram hört auf diese Magd und schreibt an seinen Königskollegen, den König von Israel. Dabei versteht der König die Magd falsch, denn er meint nur einer seinesgleichen, also der König von Israel selbst könnte heilen. Und der, als er den Brief liest wittert Heimtücke Arams dahinter und zerreißt vor Ärger seine Kleider.
Zum Glück hört der Prophet Elischa davon und kann gerade im rechten Moment das Richtige in die Wege leiten.
So kam Naaman mit Rossen und Wagen und hielt vor der Tür am Hause Elischas.
Als Elischa aber nur seine Boten zu ihm schickt und damit das Rezept zur Heilbehandlung, ist der Feldhauptmann Naaman seinerseits verärgert.
Was bildet der sich ein, wer bin ich….
Abermals sind es Knechte, die dem Wunder der Heilung den Weg bereiten. Da stieg Naaman ab und tauchte unter im Jordan sieben mal.
Und sein Fleisch wurde wieder heil.
Und das ist doch ein auch für mich erstaunliches Wunder. Nein nicht so sehr die körperliche Heilung. Für mich ist ein fast größeres Wunder, dass da Naaman seine Großmannssucht ablegt und auf die ihm Untergebenen, auf die kleinen Leute hört.
In seiner Sehnsucht nach Heilung legt er alle Überheblichkeit ab. So wird etwas heil an ihm.
Alle, die in dieser Erzählung zum Wirken Gottes beitragen, werden „Knechte“ genannt: das Mädchen, die Diener hier, die Boten, die Elischa schickt und der Prophet selbst, ein Knecht Gottes.
Und das für mich eigentliche Wunder: Naaman ist ein anderer geworden, er nennt sich nun selbst einen Knecht und den Gott Israels als den Einzigen.
Und damit erkennt er den Gott Israels als einen Gott der kleinen Leute. Einen Gott, dem man begegnet, wenn man sich selbst klein macht.
Ein Hauptmann, ein Großer wird ein Knecht und um es zu unterstreichen: Mit Silber und Gold sind solche Wunder nicht zu bewirken und erst recht nicht zu bezahlen.
Von Naaman wird berichtet, dass er sich unbedingt dankbar erweisen will, aber Elischa nichts annimmt, denn es ist nicht sein Verdienst, es ist Gottes Wirken.
Aber wäre es nicht dumm, einem, der sich dankbar erweist, bezahlen will, einfach laufen zu lassen?
Man könnte doch so ein klein wenig von den Reichen profitieren. Das meinte Gehasi, ein Diener Elischas.
Der lief Naaman nach und ließ sich mit Silber, das Elischa ablehnte reich beschenken und wollte es heimlich ins Haus bringen.
Aber Elischa merkte es und stellte ihn zur Rede.
Dies ist nicht der Augenblick, Geld und Festkleider anzunehmen und sich dafür Olivenhaine und Weingärten, Schafe und Rinder, Sklaven und Sklavinnen zuzulegen.
Der Aussatz Naamans wird dich und alle deine Nachkommen befallen und ihr werdet ihn nie wieder loswerden!« Als Gehasi von Elischa wegging, war seine Haut vom Aussatz so weiß wie Schnee.
So geht die Erzählung zu Ende. Mit einem der zugreift und vergisst, was ehrbar und heilig ist.
So wird er zwar reich, aber ein Aussätziger.
So erging es manch einem in der Weltgeschichte. Die Gegenwart ist voll solcher Menschen, die sich illegitim bereichern, nach Macht und Einfluss streben, gar Kriege um Vorherrschaft führen und dabei zu Aussätzigen werden, die sich an vielen Orten nicht mehr sehen lassen können.
Die Erzählung des Feldhauptmanns Naaman – ein Lehrstück des Glaubens und Erkennens, ein Lehrstück der Dankbarkeit und Ehrbarkeit.
Und wir können lernen, dass unsere Hoffnungen auf Gott kühn sein dürfen:
Jederzeit ist Heilwerden im Ganzen durch Gottes Kraft möglich.
Wenn wir das nicht mehr erwarten, wenn wir nicht mehr glauben, nicht mehr vertrauen, dass sich der einzelne ändern kann, dass Beziehungen sich ändern können, das Streit beendet werden kann, und Krieg und Hunger, wenn wir das nicht mehr glauben, dann brauchen wir zum nächsten Weihnachtsfest auch nicht mehr Jesus vom Dachboden zu holen, geschweige denn Gottesdienste zu feiern.
Wenn wir das aber Gott zutrauen, dann wir ein kleiner Gottesdienst wie unserer, ein Lied, ein Gebet auch mit nicht druckreifen Worten eine Kraft entfalten, wie die Blütenpracht der Frühlingswiese, die jetzt noch unterm grau werdenden Schnee ein Dasein fristet.
Und der Friede Gottes, welcher höher ist als all unsere Vernunft bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus
Amen.