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Predigt zu 1. Mose 11
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Heute muss ich es bei so viel Konfirmandinnen und Konfirmanden kurz machen. Einige haben schon Sorge, rechtzeitig im Restaurant zu sein. Darum lese ich den heutigen Predigtext aus meiner sms Bibel vor. Kurz und knapp auf den Punkt gebracht:
Lesung 1. Mose 11 aus der sms Bibelübertragung: (kann hier aus rechtl. Gründen nicht abgebildet werden)
Damit ist alles gesagt oder? Natürlich nicht. Das wäre doch etwas zu kurz gegriffen. So wie der Reichtum eines Lebens auch das eines 14- oder 15-jährigen nicht in wenigen Schriftzeichen erzählt ist, ist es die Geschichte Gottes mit den Menschen auch nicht. Und selbst wenn ihr die Mythe vom Turmbau zu Babel in biblischer Fassung hört, glaube ich nicht, dass ihr sie in ihrer ganzen Fülle der Aussage erfasst. Das kann ich auch nicht. Ich will mich dem aber annähern. Darum doch die gar nicht allzulange Fassung in der Lutherüss.
Lesung 1. Mose 11, 1-9
Natürlich liegt es nahe als Lehre aus dieser Erzählung zu sagen: Ich soll nicht überheblich sein, mir nicht anmaßen, alles schaffen zu können. Wenn ich mir das einbilde, wird mir Gott schon einen vor den Latz geben. Das ist die Aussage der Turmbauerzählung. Nein ist es nicht! Es sei denn ich sehe Gott als Gott mit erhobenem Zeigefinger, Gott als strengen Lehrer, als autoritären Pädagogen, der mir zu verstehen gibt: Wenn Du es wagst, dich auf meine Stufe zu stellen dann werde ich dir zeigen, wie klein du bist.
Ich glaube schon, dass ich mich als Mensch meiner Begrenzung und Verantwortung bewusst sein soll.
Aber ich sehe Gott durch diese Erzählung auch ganz anders. Ich sehe Gott als einen Verschenker, als einen alles gebenden, als einen die ganze Fülle ausgießenden Gott. Was schenkt, gibt, gießt Gott für eine Fülle aus:
Nun die unergründliche, schier endlose Fülle der Sprachvielfalt. Was für ein Reichtum, den wir bestenfalls ansatzweise ahnen können. Ja, natürlich ist es anstrengend eine andere Sprache zu lernen. Dazu noch in der Schule, dazu noch mit Tests und Klausuren und Zensuren. Aber heute sehe ich es so: Auch wenn es mir ziemliche Mühe macht, weil ich ein sprachlicher Schneckenlerner bin, so faszinieren mich die fremden Worte. Wenn sich dann auch noch Weisheiten aus fremden Worten ableiten lassen, bin ich begeistert.
Und meine Begeisterung über diesen Reichtum möchte ich gern mit Euch und Ihnen teilen. Das kann nicht jede/ jeder nachvollziehen? Nun stellen wir uns vor, wir würden alle nur eine Sprache sprechen, gar alle eine einheitliche Sprache. Welche Verarmung, welcher Verlust an Kultur ginge damit einher.
Und die endgültige Horrorversion ist die von den Borg aus Startreck. Sie wollen alle fremden Kulturen in ihre, eine künftig einzige assimilieren. Da gibt es eine kollektive Sprache hinter der gar nur ein kollektiver Verstand steckt. Alles Individuelle ist unterdrückt, ausgelöscht. Das ist zum Glück Sciences Fiction.
Aber Diktaturen haben solche Tendenzen. Die Sprache der Nationalsozialisten, wie auch der späteren DDR-Ideologen hatte solche Tendenzen. Nie wieder! Keine Gleichschaltung von Sprache und Denken!
Und das ist für mich der politische Aspekt dieses Textes: Gott, so glaube ich will keine Gleichschaltung, sonst hätte Gott gar nicht erst das Füllhorn der Sprachen ausgeschüttet.
Gott wollte, dass das Volk Israel wie jedes Volk seine Identität haben soll. Und das gilt durch die Zeiten. Und Gott will die Einzigartigkeit jedes Menschen. Und wenn ich an die gemeinsame Konfirmandenzeit denke, gar an den Vorstellungsgottesdienst, da war doch erlebbar, wie verschieden ihr alle seid, welche Talente ihr habt und wie ihr in dieser Verschiedenheit etwas Gemeinsames und sehr Schönes hinbekommen habt. What a wunderful World!
Vielleicht wollten die Menschen mit dem Turmbau auch einfach etwas Gemeinsames schaffen, etwas Verbindendes, vielleicht dachten sie gar so Gott näher zu kommen.
Indem sie den Turm bauten waren sie dem Himmel ein Stück näher.
Gott näher zu kommen, ich glaube, dazu braucht es keinen Turmbau.
Ich glaube es braucht die Offenheit für Erfahrungen, Offenheit sich auf Neues und Fremdes einzulassen, mitunter auch das Überschreiten von Grenzen.
Vor einer Woche haben wir unsere tansanischen Freude verabschiedet. Wir erlebten gemeinsam, welche Bereicherung, welche Horizonterweiterung es ist, einander zu begegnen, welchen Spaß und welche Erkenntnis es bringt, einander verstehen zu versuchen trotz kultureller und sprachlicher Grenzen.
Kujifunza pamoja – gemeinsam lernen voneinander miteinander – neue Welt -und Gotteserfahrungen machen – das habe ich, haben einige erleben können und das wünsche ich euch allezeit. Und dabei lässt sich erfahren, dass wir über alle Unterschiede hinweg verbunden sind.
So war es einst auch am Pfingsttag, wie es in der Apostelgeschichte aufgeschrieben ist:
Die Kraft des Heiligen Geistes kam über sie. Sie sprachen alle verschieden Sprachen und verkündeten die großen Taten Gottes.
Und dieser Geist Gottes soll in uns allen wirken. Ja und vielleicht kann die Erzählung vom Turmbau zu Babel so auch eine positive Deutung bekommen. Ich will der Geistkraft Gottes vertrauen und das Geschenk der wunderbaren Vielfalt des Lebens loben und preisen und ich wünsche Euch, dass ihr ebenso die ganze Vielfalt, den Reichtum des Lebens aus Gottes Hand erfahren könnt.
Amen.