Auf ein Wort / Lesepredigten
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21. Sonntag nach Trinitatis
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9. Sonntag nach Trinitatis
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Predigt zu Johannes 8, 3-11
Gelesen wurde die Kurzerzählung "Die Ehebrecherin" von Susanne Niemeyer aus:
Eva und der Zitronenfalter - Frauengeschichten aus der Bibel
Besser als Susanne Niemeyer hätte ich die Erzählung von der Ehebrecherin (die eigentlich gar keine ist) nicht in unsere Gegenwart transformieren können. Und diese Transformation ist nötig, denn wir sollten nicht denken, dass es eine Erzählung ist, die sich eben einmal oder auch an anderen Orten so abgespielt hätte, sondern es ist eine Geschichte, die sich eben stets abspielt, auch hier in Haldensleben. Und wir sollten nicht meinen, dass es dabei um die Frage moralischen Missbilligung eines Bordells ginge oder das es darum ginge, dass jemand unter uns ein schlechtes Gewissen bekommt, weil sie oder er in Gedanken, Worten oder Taten (wie es im alten Sündenbekenntnis heißt) sich schuldig gemacht hätte im Blick auf irgendwelche sexuellen Ausschweifungen.
Es geht um etwas viel Existentielleres, etwas viel Schwerwiegenderes. Es geht darum, wie ich, wir, die Gesellschaft sehr schnell beim Urteilen und schließlich verurteilen sind. Wie schnell die Schuldigen ausgemacht und fertiggemacht werden. Es geht heute im jetzt, so finde ich darum, dass wir uns in Acht nehmen müssen vor der geradezu inflationären Tendenz, in den anderen die Schuldigen zu sehen.
Schuldig sind die, die die Preise anheizen, die über andere herfallen, die Waffen herstellen, sie exportieren, die politisch Verantwortung haben, die da oben, die Regierenden, die Stadträte, die oben in der Kirche, Schuldig sind die Fleischesser und schuldig sind die Vegetarier und noch schlimmer die Veganer. Schuldig sind all die anderen, nur ich nicht.
Ich fühle mich nein nicht ertappt, vielmehr erinnert, erinnert an die Menschenfreundlichkeit Gottes, die in einem jeder Frau und jedermann zugewandten Jesus sichtbar wird, einem Jesus, dem nichts menschliches fremd ist, der nicht verurteilend und auch nicht herabblickt und sich nicht erhebt über andere. Ich bin erinnert an diesen Jesus an meiner Seite. Und ich bin erinnert, dass auch ich so mein Denken und Fühlen ausrichten kann auf Barmherzigkeit, auf Vergebung, auf Verstehen. Ich bin erinnert an Jesus, der mir hilft, meine eigenen engen Grenzen zu überwinden.
Und diesen Jesus, den darin allgütigen Gott, möchte auch ich Ihnen und Euch ans Herz legen.
Und der Friede Gottes ….