Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Matthäus 8, 5-13
Heute ist für ihn ein wichtiger Tag. Seine Freunde, die ehemalige Kameraden sind, hat er eingeladen und sein Chef ist auch da.
Sie alle sind längst im Ruhestand. Aber sie treffen sich einmal im Jahr. Und dieser Tag ist der richtige Anlass. Der Tisch ist reichlich gedeckt, Kerzen darauf und zu Beginn gibt es einen kurzen Trinkspruch: Le chaim, auf das Leben!
Auf das Leben anstoßen ist mir wichtig, so sagt er allen, denn dieser Tag ist so etwas wie mein Geburtstag. Und heute jährt er sich zum vierzigsten Mal. Vor vierzig Jahren war es, wie ihr wisst, ich konnte meinen Dienst nicht mehr machen, lag unter der Folter der elenden Gicht verkrümmt auf meinem Lager und hatte mit der Welt abgeschlossen. Ich wäre ja nicht einmal ehrenvoll aus dem Dienst entlassen worden. Es wäre einfach zu Ende gegangen mit mir. Ohne Sold kein Brot, ohne Brot kein Leben. Und was für ein Leben wäre es überhaupt noch gewesen.
Einer stand damals zu mir, dem ich eigentlich dienen sollte und der nun mir diente. Das warst Du lieber Claudius s. In meinen Schmerz hinein sagtest du: Ich kümmere mich um dich. Ich tue alles, damit du heil wirst. Und ich weiß es, als wäre es gestern gewesen. Du sagtest dieses Wort so voller Überzeugung, dass ich für einen Augenblick allen Schmerz vergaß. Du, der du sofort einen neuen Knecht hättest bekommen können, hast dieses Wort gesagt und kaum gesagt, warst du fort.
Und was dann geschah, ja das weiß ich gar nicht genau. Nur das du diesem Wanderprediger aufgesucht hast.
Und wie eine schwere nasse Decke fiel alles von mir ab, was mich lähmte. Die Schmerzen vergingen fast zur selben Stunde.
Was da eigentlich geschah, lieber Claudius hast du nie wirklich erzählt. Ich kanns auch verstehen. Es war ja verboten, über diesen Nazarener zu sprechen. Angeblich hatte er ja einen Umsturz geplant, wollte einen Anschlag auf den Tempel in Jerusalem verüben und dann haben sie ihn ja kurzerhand verhaftet und abgeurteilt.
Das ist nun so lange her. Heute kannst Du es doch erzählen.
Alle Augen richten sich auf Claudius. Obwohl er alt geworden war, strahlte er doch noch diese Würde eines Hauptmanns aus, gepaart mit der Weisheit eines Mannes, der schon viel erlebt hat.
Nun gut, sagt Claudius. Ihr sollt es erfahren. Es war einige Tage zuvor. Ich war mit einer Hundertschaft unterwegs, weil es wieder einen Menschenauflauf gab, eine der verbotenen Versammlungen. Da waren aber so viele Leute, vielleicht 4000 oder 5000. Nie wären wir gegen die angekommen. Einige hatten Angst vor uns, doch sie blieben beharrlich sitzen. Ich glaube die meisten hatten auch nichts zu verlieren.
Sie hörten der Rede dieses Nazareners zu. Und auch ich kam nicht umhin, seinen Worten zuzuhören. Er sprach davon, dass mit Gewalt nichts zu lösen ist und dass jedermann seinen Feind lieben soll und das nur durch Gerechtigkeit Heil in der Welt wird. Und er sprach alle selig, die friedfertig sein wollen und nach Gerechtigkeit trachten.
Das waren so unglaubliche Worte und Gedanken, die dieser Mann so sagte, dass ich ihm abnahm, dass er genau das lebte. Anders als bei unserem korrupten Kaiser, der vom Heil sprach und nur das römische Heil meinte.
Und dann als die Rede vorüber war und die Leute miteinander gegessen hatten, übrigens weiß ich gar nicht wie das geschah, dass plötzlich alle irgendwie Brot hatten und Fische und sie sogar meinen Soldaten gegeben hatten, also da sah ich am Rande, wie sich ein Aussätziger vor diesem Nazarener niederwarf.
Alle in der Nähe waren wie erstarrt. Denn der Nazarener beugte sich zu ihm, fasste in an und es war offensichtlich für alle: dieser war geheilt.
Dann verlor ich den Nazarener aus dem Blick.
Ja und als ich zurück kam in mein Quartier und dich sah und ahnte, lange geht das nicht mehr, da dachte, ja da wusste ich, was zu tun war.
Ich erkundigte mich nach dem Nazarener.
Jesus hieß er übrigens, wie ich später erfuhr, Sohn des Josef aus Nazareth.
Ja und dann machte ich mich auf den Weg. Den Rest kennt ihr.
Nein gar nicht, sagt sein Diener. Erzähle doch wie war diese Begegnung.
Claudius, der meinte, dass eigentlich alles gesagt sei, überlegt einen Augenblick. Dann sagt er: Es war nicht einfach für mich, zu ihm zu gehen, obwohl ich wusste, nur darin bestünde überhaupt eine Chance.
Diesen Jesus zu finden, das war einfach. Mein Späher meldete, der Nazarener sein in Kapernaum. Ich dachte, ehe ich dich dahin tragen lasse, gehe ich erst einmal selbst. Und ich dann sagte ich mir, wenn er der ist, für den ihn die Leute halten, dann wird er auch in mein Haus kommen. Und dann dachte ich, vielleicht reicht auch einfach ein Wort, ein Befehl von ihm.
So bin ich dann geradewegs auf ihn zugegangen und habe ihm gesagt, Herr, mein Knecht liegt in meinem Haus und leidet Qualen.
Und Jesus schaute mich an. Sein Blick wirkte gütig und zugleich verwundert, als würde er sagen wollen: Du mutest mir und dir zu, dass ich, ein Jude in dein Haus, das Haus eines Heiden komme, um deinen Freund zu heilen.
Und dann sagte er. Ja, ich will kommen und ihn gesund machen.
Da sprach ich zu ihm: Bestimmt reicht auch ein Wort von dir, und er wird gesund. Auf seinen fragenden Blick sagte ich im, dass ich Offizier bin und auf mein Wort meine Leute gehorchen.
Einen Moment lang war es still, es waren sicher nur Sekunden. Aber da wurde mir bewusst, was ich da eigentlich gesagt hatte. Ich hatte ihn „Herr“ genannt und so seiner Vollmacht vertraut. Das hätte mich vor ein römisches Kriegsgericht bringen können. Das hat es aber nicht, vielmehr es hat Heilung gebracht.
Und dann sagte Jesus noch einige Dinge. Ich habe mir nur gemerkt, dass er meinte, alle sollten an Gottes Tisch zusammenkommen. Was er damit meinte, habe ich nicht gleich verstanden. Nur dass einige der Juden, die dabei standen die Köpfe geschüttelt haben.
Und Jesus hat es dann nochmal wiederholt und so habe ich mir´ s gemerkt: Alle die von Osten und Westen werden im Himmelreich zu Tisch sitzen und alle Habgier, alle Eitelkeit und alles Großmachtstreben werden verbannt sein für immer.
Als Claudius seine Erzählung beendet hat, nimmt einer aus der Runde den Becher und hebt ihn und spricht: Nun Kameraden, Freunde, worauf trinken wir? Da riefen sie: auf Claudius, auf die Gesundheit, auf das wir lange Leben, auf den Weltfrieden …
Claudius spricht: Liebe Freunde, dass ich, ein römischer Offizier, Angehöriger einer Besatzungsarmee und in den Augen der Juden ein Heide, mich an Jesus wende und dieser Jesus sich auf mich einlässt, dass so trotz unserer extremen Verschiedenheit etwas heilvolles wird und dazu etwas, das so für alle Welt gilt, das ist das Wunder und darauf lasst uns Trinken!
Liebe Gemeinde –
Alle Personen in dieser Erzählung sind nicht frei erfunden, höchstens der Name des Hauptmanns, wohl aber der eine oder andere Erzählstrang.
Aber darum geht es doch, dass wir diese Geschehnisse weitererzählen. Wir sollen sie weitererzählen, nicht vordergründig wegen körperlicher Heilungswunder, sondern wegen des Wunders des Glaubens, mit dem alle Menschen gemeint sind, egal woher sie kommen.
Ein Mensch ist zum Glauben gekommen. Jeder Mensch, egal ob Jude oder Grieche oder woher er auch immer stammt ist mit diesem Wunder gemeint. Und zum Glauben kommen an Jesus aus Nazareth hat Folgen für das eigene Leben und für die Welt:
Diese Folge ist der Glaube an Gott,
der die Liebe ist, die allen Menschen gilt;
der Glaube an Stärke der Schwachheit
an die Vermeidbarkeit von Krieg
an die Verheißung eines neuen Himmels und einer neuen Erde
und daran, dass durch ein Wort etwas heil werden kann. Amen.