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Predigt zu 1. Samuel 24
Liebe Gemeinde,
es gibt Erzählungen in der Bibel, die haben sich mir eingeprägt. Kennengelernt habe ich manche von ihnen als Kind auf Bibelrüstzeiten der Landeskirchlichen Gemeinschaft. Da wurden sie zumeist erzählt und wenn sie Volkmar oder Elisabeth (aus meiner Kinderheit) erzählten, klangen sie mindestens so spannend wie Wildwestgeschichten.
So also auch diese, die heute zu erinnern ist von David, der vor Saul, seinem König flieht. Denn Saul will David als vermeintlichen Gegner und Konkurrenten um das Königtum zur Strecke bringen.
David zog weiter und blieb in den unzugänglichen Bergen bei En-Gedi.?2 Kaum hatte Saul die Philister wieder aus dem Land vertrieben, da wurde ihm gemeldet: »David ist jetzt in der Wüste von En-Gedi!«?3 Saul wählte 3000 Elitesoldaten aus ganz Israel aus und machte sich auf die Suche nach David und seinen Leuten. Als sie in der Nähe des Steinbockbergs vorbeikamen?4 und dort bei den eingezäunten Schafweiden eine Höhle fanden, ging der König hinein, um seine Notdurft zu verrichten. Ausgerechnet im hintersten Winkel dieser Höhle hatten David und seine Männer sich versteckt.?5 »Das ist die Gelegenheit, David!«, flüsterten einige von ihnen ihrem Anführer zu. »Der HERR hat doch versprochen, dir eines Tages deinen Feind auszuliefern. Jetzt kannst du mit ihm tun, was du willst!« Da schlich sich David nach vorne und schnitt unbemerkt einen Zipfel von Sauls Mantel ab.?6 Doch er hatte ein schlechtes Gewissen dabei, und sein Herz klopfte wild.?7 Als er wieder zu seinen Männern kam, sagte er: »Der HERR bewahre mich davor, meinem König etwas anzutun, denn er ist vom HERRN selbst eingesetzt worden! Nein, niemals werde ich Saul töten, denn der HERR hat ihn zum König erwählt.«?8 David verbot seinen Männern, sich an Saul zu vergreifen. Nach einer Weile verließ Saul die Höhle wieder, um seine Suche fortzusetzen.?9 David ließ ihm einen kleinen Vorsprung, trat dann zum Ausgang und rief: »Mein Herr und König!« Saul drehte sich um; David verneigte sich tief vor ihm und warf sich zu Boden.?10 Dann begann David zu reden: »Warum glaubst du dem Geschwätz einiger Leute, die behaupten, ich wolle dich ins Verderben stürzen??11 Heute kannst du mit eigenen Augen sehen, dass es nicht wahr ist! Vorhin in der Höhle hat der HERR dich mir ausgeliefert. Meine Leute wollten mich dazu verleiten, dich umzubringen. Doch ich habe dich verschont. Ich dachte: ›Niemals kann ich meinem König etwas antun, denn er ist vom HERRN selbst auserwählt worden.‹?12 Schau, mein Vater, was ich hier in der Hand halte: einen Zipfel deines Mantels! Den habe ich abgeschnitten, anstatt dich zu töten. Glaubst du jetzt, dass ich kein Verräter bin und nichts Böses gegen dich im Schilde führe? Ich habe dir nichts getan, und trotzdem verfolgst du mich und willst mich beseitigen.?13 Der HERR soll Richter sein und entscheiden, wer von uns beiden im Recht ist. Er soll dich für das Unrecht bestrafen, das du mir antust. Ich aber werde dir kein Haar krümmen.?14 Schon ein altes Sprichwort sagt: ›Nur Verbrecher begehen Verbrechen.‹ Nein, von mir hast du nichts zu befürchten.?15 Wer bin ich schon, König von Israel, dass du mich verfolgst? Warum jagst du mir hinterher? Ich bin doch so unbedeutend wie ein toter Hund, ja, wie ein winziger Floh!?16 Der HERR soll unser Richter sein. Er soll entscheiden, wer von uns im Unrecht ist. Möge er mein Fürsprecher sein und mir zu meinem Recht verhelfen.«?17 Da begann Saul laut zu weinen und rief: »Bist du es wirklich, mein Sohn David??18 Du bist ein besserer Mensch als ich. Du bist gut zu mir, obwohl ich dich schlecht behandelt habe.?19 Gerade heute hast du wieder bewiesen, wie großmütig du bist: Obwohl der HERR mich dir ausgeliefert hat, hast du mich nicht umgebracht.?
20 Wer lässt schon seinen Feind unbehelligt laufen, wenn er ihn einmal in seiner Gewalt hat? Der HERR möge dich für deine Großzügigkeit belohnen!?21 Ich weiß genau, dass du König sein wirst und deine Familie in Israel für alle Zeiten regieren wird.?22 Darum bitte ich dich: Schwöre mir vor dem HERRN, dass du meine Familie nicht auslöschen wirst. Bitte lass nicht zu, dass mein Geschlecht ausstirbt.«?23 David schwor es. Danach kehrte Saul nach Hause zurück, während David und seine Leute wieder in die Berge hinaufstiegen.?
War das wirklich schlau, war das politisch klug? Wenn ich David gewesen wäre – was hätte ich getan?
David höre ich, wie er mich fragt: Ja, was hättest du an meiner Stelle getan.
Natürlich hatte ich einen unglaublichen Ärger, ja Hass auf diesen König. Am Schlimmsten war es ja, weil ich ihn einst sehr gemocht hatte, wie einen Vater. Er war mein Vorbild. Er war das, was ich immer sein wollte. Zumindest am Anfang. Einer, der die Menschen von einer guten Sache überzeugen kann. Einer, der sich einsetzt für sein Volk, der sich selbst nicht zu schade ist, seinen Kopf hinzuhalten … ja, das alles war einmal. Im Laufe der Jahre ist sein Glanz erloschen. Er hat seine eigene Politik gemacht, hat Plünderung zugelassen, Gottes Wort missachtet.
Und dann seine Eitelkeit, wie er es nicht aushielt, mich an seiner Seite zu haben und mir den Erfolg im Kampf nicht gönnte. Wie er argwöhnte, dass ich mit seinem Sohn Jonathan befreundet war. Ja ich habe ihn geliebt, genauso auch seine Tochter, die er mir zu Frau gab.
Saul hielt es nicht aus, dass ich Menschen hatte, die mich liebten.
und wie er mir nachstellte, mich gar in einem seiner Wutanfälle töten wollte, den Speer nach mir warf. Und das gerade, als ich ihn besänftigen wollte mit Liedern, die ihm gefielen.
Schließlich war es so unerträglich, dass ich fortmusste. Nur um ein Haar bin ich davongekommen.
Und natürlich weiß ich, dass irgendwer diesen Saul stoppen muss. Und natürlich habe ich mich gefragt in jenem Moment in der Höhle von En-Gedi ob ich es bin.
Ich habe mit mir gerungen und meine Männer haben mich angestachelt.
Sie es als Zeichen Gottes. Gott will es so, sonst hätte er dir Saul nicht auf dem silbernen Tablett präsentiert.
Ist das wirklich Gottes Willen?
Oder ist es der Versucher?
Woran erkenne ich was gut ist und was böse?
Auch wenn es so scheint, dies oder jenes sei genau nach Gottes Willen, gerade weil es sich Fügt wie ein Puzzle, heit es aber noch nicht, das es wirklich nach Gottes Willen ist.
Ich hatte mich also entschieden. Ich werde nicht der Königsmörder sein.
Soweit David. Soweit meine Gedanken mit ihm.
Und Saul?
Auch ihn höre ich, höre wie er sagt:
Du kannst dir gar nicht vorstellen, was es heißt König zu sein. Plötzlich hatte ich alle Verantwortung, wie nie einer vor mir.
Und ich habe das Beste für mein Volk gewollt. Nur immer mehr Leuten war das nicht genug. Ich weiß nicht, was sie wollten. Und irgendwann war es mir auch egal.
Und dazu noch die Konflikte in meiner Familie.
Einen Sohn, der sich in diesen David verliebt und es offen zeigt. Was für eine Schande für meine Frau und mich. Natürlich, er kann lieben wen er will, aber nicht als Sohn des Königs.
Und dieser David, wie sie ihn alle anhimmelten, Loblieder auf ihn sangen, wie einst über mich. Aber die Leute brauchen immer wieder einen neuen Helden. Das mich das kränkt, ist doch nachvollziehbar. Ich wurde seelisch krank – und Gott sei Dank ist dieser David dann verschwunden. Aber ich konnte ihn auch nicht einfach so davonziehen lassen. Das wäre mir erneut als Schwäche ausgelegt worden. Und als Politiker darf man keine Schwäche zugeben. Da kann man sich gleich selbst mit dem Schwert richten.
Soweit Saul. Soweit meine Gedanken mit ihm.
Was für eine Tragik. Der Kampf zweier Männer um Macht du Ansehen. Letztlich wird David kein besserer König als Saul. Im Gegenteil. Er ließ zwar das Geschlecht Sauls nicht ausrotten, aber er ließ die Geschichte aufschreiben in der Saul so dargestellt wird, wie gehört.
Was für eine Tragik, dass Männer scheinbar immer kämpfen müssen, immer siegen müssen, immer Stärke beweisen müssen.
Vielleicht ist es für Männer noch schwieriger, als für Frauen, das richtige, das gute zu tun.
So frage ich mich natürlich, was ich, was wir aus diesen Erzählungen lernen könnten.
Nun mich lehrt sie nicht irgendeine höhere Moral oder Gottgläubigkeit.
Ich bin eher bestärkt darin, immer wieder nachzufragen: Welcher Weg ist der richtige. Kein Schicksaal sollte ich einfach als Gott gewollt abzutun. Das wäre eine zu einfache Lösung, alles Gott in die Schuhe zu schieben nach dem Motto: Gott wird’s schon richten oder gar Gottes Wege sind unergründlich.
Nein, sie sind ergründlich.
Sogar in dieser Episode als Saul deutlich wird: ist es nicht deine Stimme mein Sohn David? Und Saul weinte und es reute ihn.
Und eigentlich ist diese Einsicht ein Schritt der Erlösung von Mächten, die in dem anderen immer nur einen Gegner sehen. Saul sieht, dass Versöhnung, das Barmherzigkeit, das das Gute möglich ist.
Hier scheint etwas von Gott durch, wenn ich Gott als Bewahrer des Lebens glaube.
Und es wird auch etwas deutlich im Blick auf David.
Er wird ein späterer König sein. Zuvor aber widerholt sich die Szenerie. David wird durch einen Söldner in das Heerlager Sauls geschleust und er kommt unbemerkt bis zum Feldlager des Königs, der schläft. Und David solle ihn nun töten. Aber David leht es erneut ab. Nimmt stattdessen Speer und Wasserkrug des Königs. Am nächsten Tag ruft er dem Feldlager Sauls zu, er habe Sauls Speer und Wasserkrug zum Zeichen, dass er den König nicht getötet hat, sich nie an ihm vergreifen wird.
Hier zeigt sich für uns, was von einem König, von einem ersten des Volkes erwartet wird: Der Verzicht auf Gewalt zur Durchsetzung eigener Interessen, den Vorrang des Rechts und der Güte vor Macht und Eigennutz. Und eben es wird uns vor Augen geführt, dass die Versuchung groß ist Gott vorschnell für eigene Pläne zu vereinnahmen.
Gottes Wege sind also durchaus ergründlich, Gottes Art der Barmherzigkeit, der Güte, des Machtverzichts sind für mich deutlich erkennbar.
Und zur Verstärkung für alle hat es Jesus unmissverständlich gesagt. Wir haben es gehört:
Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.
37 Und richtet nicht, so werdet ihr auch nicht gerichtet. Verdammt nicht, so werdet ihr nicht verdammt. Vergebt, so wird euch vergeben.
38 Gebt, so wird euch gegeben. Ein volles, gedrücktes, gerütteltes und überfließendes Maß wird man in euren Schoß geben; denn [a] eben mit dem Maß, mit dem ihr messt, wird man euch wieder messen. Amen.