Auf ein Wort / Lesepredigten
1. Advent_2024
Ewigkeitssonntag_2024
Vorletzter Sonntag_2024
Drittletzter Sonntag_2024
22. Sonntag nach Trinitatis_2024
21. Sonntag nach Trinitatis_2024
20. Sonntag nach Trinitatis 2024
Erntedank
18. Sonntag nach TRinitatis_2024
16. Sonntag nach Trinitatis
15. Sonntag nach Trinitatis_2024
14. Sonntag nach Trinitatis_2024
12. Sonntag nach Trinitatis_2024
10. Sonntag nach Trinitatis_2024
9. Sonntag nach Trinitatis_2024
8. Sonntag nach Trinitatis_2024
7. Sonntag nach Trinitatis_2024
5. Sonntag nach Trinitatis_2024
4. Sonntag nach Trinitatis_2024
3. Sonntag nach Trinitatis_2024
1. Sonntag nach Trinitatis_2024
Trinitatis_2024
Pfingsten_2024
Kantate_2024
Jubilate_2024
Quasimodogeniti_2024
Karfreitag_2024
Lätare_2024
Estomihi_2024
Sexagesimae_2024
Letzter So. nach Epiphanias 2024
3. So. nach Epiphanias 2024
2. So. nach Epiphanias 2024
Epiphanias 2024
Neujahr 2024
Silvester
1. Weihnachtstag 2023
Christvesper
4. Advent - Heilig Abend
3. Advent 2024
1. Advent 2024
Ewigkeitssonntag_2023
Vorletzter Sonntag des Kirchenjahres
Zur Eröffnung der Friedensdekade
22. Sonntag nach Trinitatis
Reformationstag 2023
21. Sonntag nach Trinitatis
20. Sonntag nach Trinitatis
Erntedank
11. Sonntag nach Trinitatis 2023
10. Sonntag nach Trinitatis 2023
Gedanken zu Röm 11,17f
Im Hinterhofgarten unseres Freundes Bernd steht mitten in einem Hochbeet ein Apfelbaum. Daran reifen die verschiedensten Sorten. Wie geht das. Nun Bernd ist Obstgärtner und weiß, wie Bäume veredelt werden. Nämlich die Zweige edler Sorten werden in nicht so edle Stämme eingepfropft.
Und was höre ich da heute abend von Paulus an die Christen in Rom? Der wilde, also nicht so edle Ölzweig wird in den Ölbaum eingepfropft. Nun ja, Paulus war eben ein Zeltmacher und kein Obstbaumgärtner – so könnte man rasch schlussfolgern. Aber Paulus hat gewiss bewusst dieses Bild benutzt in dem die Veredlung quasi auf den Kopf gestellt wird. Es ist ein Bild, das die Christen in Rom damals und uns heutige, mich ins Nachdenken bringen soll, uns alle, mich erinnern will, was wir schnell vergessen: Wir sind ein hinzugekommener, quasi ein aufgepfropfter wilder Zweig in jenen edlen Baum, an dem alle Zweige gleichberechtigt wachsen sollen.
Das wurde in der Geschichte von Juden und Christen seitens der Kirche über Jahrhunderte verdrängt, verdreht und verleugnet mit katastrophalen Folgen.
Mit dem Text können wir erkennen, dass die christliche Kirche keinen Grund zur Überheblichkeit hat, erst recht nicht meinen sollte, die Juden hätten es nur noch nicht richtig verstanden, weil sie nicht Gott in Christus erkannt hätten.
Heute am Israelsonntag an dem zum einen an die Zerstörung des Tempels und zum anderen an das Verhältnis von Kirche und Israel gedacht werden soll, ist der kleine Text des Paulus ein Ruf zur Demut und auch zur Buße.
Demut, dass Christen sich nicht als etwas Besseres wähnen sollten und Buße wegen des unermesslichen Leids, das aus überheblichem Denken heraus für die Juden folgte.
In einer Predigtbetrachtung lese ich eine Definition von Demut: Demut ist, sich nicht zu vergleichen.
Insofern würde Goetz Wahl, als Biologe sagen: Das ist dem Menschen aber immanent, sich zu vergleichen, zu sehen, dass man besser ist, besser dran ist als andere. Der Impuls besser dran zu sein als andere stammt aus dem Tierischen, aus dem wir hervorgegangen sind.
Und dennoch oder gerade deshalb ist Demut etwas, das unser Menschsein ausmacht.
Was das konkret bedeutet, dafür zitiere ich, bemerkenswerte Gedanken aus eben jener Predigtmeditation*):
Nicht ich mache mich groß, weil ich mich in einen besseren Status als andere definiere, sondern groß ist nur Gott, dem ich danke, dass er mir, dass er der Kirche trotz ihrer frevelhaften Geschichte die Treue hält.
Ist es nicht an der Zeit, mit diesem Predigttext wegzukommen von allen Machtfragen? Die Frage danach, wie Kirche erfolgreich wieder Mitglieder gewinnen und halten kann, und das für die erste Priorität kirchlichen Handelns zu halten, ist m.E. grundsätzlich falsch gestellt. Es geht nicht um Stärker-Sein, um Einfluss, um ein – fast schon krankhaftes – Sich-Beweisen, sich als besser als andere zu definieren, es geht darum, endlich eine Kirche zu sein, die schlicht und einfach nach dem Evangelium lebt.
Wer die Seligpreisungen genau studiert, wird feststellen, dass keine der Eigenschaften, warum »man« seliggepriesen wird, Eigenschaften sind, die etwas mit herrschen, beherrschen oder besser sein als andere zu tun haben.
Wie wäre es denn, wenn wir zu einer Kirche und zu einer Gemeinde vor Ort werden wollten, die einfach nur tut, was Jesus geboten hat, und dies vom Rand in die Mitte stellt? Ich denke, das würde reichen, um Kirche zu sein. Wer sich selbst in die Mitte stellen will, lese das Ölbaumgleichnis und lerne.
*)aus Predigtmeditation im christlich-jüdischen Kontext zum Israelsonntag von Michael Schäfer)