Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Jesaja 49, 1-6
Eric meint, das hat nichts mit mir zu tun. Die soll‘ n sich doch die Köpfe einschlagen in der Ukraine und meinetwegen überall.
Wie Gott das zulassen kann, auch die Hurrikans in den USA – weiß ich doch nicht, sagt er. Und Gott ist mir auch egal. Den gibt´s für mich gar nicht. Und Kirche, da gehen nur die Bekloppten hin, oder die alten.
Hitler meinte: Das mit der Kirche muss so werden, dass es sich von selbst erledigt, dass „auf der Kanzel nur noch Deppen stehen und vor ihnen nur alte Weiblein sitzen“.
Liebe Gemeinde, das Hitlerzitat las ich in Eisenach im Lutherhaus (in einer Sonderausstellung zum ehemaligen Entjudungsinstitut. Man wollte die Bibel judenfrei machen und so die hebräische Bibel in großen Teilen tilgen und die Evangelien umschreiben und wenn es nach Hitler ginge, die Kirche durch eine germanische Religion ablösen)
Das, was ich Eric sprechen ließ ist anonymisierte Aussage eines Jugendlichen. Und wenn ich eine Umfrage in unserer Stadt machen würde, käme gewiss ähnliches heraus.
Mindestens mit Gott verbinden viele in unserm Land nicht mehr viel oder gar nichts.
Warum es so ist, dafür gibt es viele Gründe.
Es gibt Gründe an Gott zu zweifeln.
An Gottes Sein zweifeln, war den Israeliten einst völlig fremd, an Gottes Fürsorge zweifeln dagegen nicht.
Der Psalmdichter singt: Gott schläft und schlummert nicht. Er sagt es so ausdrücklich, weil das Nichteingreifen Gottes, wenn man es für nötig hielt, wenn man der Übermacht des Feindes unterlag, als Zeichen seiner Abwesenheit gedeutet wurde.
Doch Gott schläft und schlummert nicht. Gott ist präsent durch die Zeiten.
Gott hat aus der Gefangenschaft geführt, hat Babel fallen lassen.
Die ganze Geschichte und all das, was gut geworden ist, dass wir Brot zu essen haben, dass wir von jemandem geliebt werden, dass wir jeden Morgen einen Tag geschenkt bekommen und damit etwas anfangen können, dass wir den Sternenhimmel bewundern dürfen und die Spinnen, die ihre Fäden durch den Spätsommer ziehen, all das hat für mich mit Gott zu tun. Und ich möchte nichts anderes, als dass Jugendliche diese Möglichkeit in Betracht ziehen.
Und die Propheten wollten, dass die Menschen zu ihren Zeiten mit Gott rechnen.
Darum ruft der Prophet:
Hört mir zu, ihr Inseln, und ihr Völker in der Ferne, merket auf! Der HERR hat mich berufen von Mutterleibe an; er hat meines Namens gedacht, als ich noch im Schoß der Mutter war.
2 Er hat meinen Mund wie ein scharfes Schwert gemacht, mit dem Schatten seiner Hand hat er mich bedeckt. Er hat mich zum spitzen Pfeil gemacht und mich in seinem Köcher verwahrt.
3 Und er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will.
Kaum ausgesprochen, spricht der Profet ehrlicherweise von seinem Zweifel, seiner Resignation, dem Eingeständnis, dass alles Mühen umsonst ist:
ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz.
So die Worte jenes unbekannten Propheten, der als Knecht Gottes in die biblische Literatur einging.
Aber wie scheinen alle Mühen vergeblich. - Ja, das kenne ich nur zugut und gerade in unseren Tagen ist es mir vor Augen. Die vergeblichen Mühen, Kirchen zu erhalten, Theater und Museen, Kunst entstehen zu lassen, Kunst zu erschließen, die Kinder und uns selbst an Geschichte zu erinnern auch an dunkelste Momente, damit diese sich nicht wiederholen.
Wenn ich dann sehe, wie Menschen denken und handeln, nicht nur Schüler, auch Erwachsene, ja vor allem Erwachsene, und nicht nur jene, die irgendwo den Anschluss an Bildung verpasst haben, sondern auch hochgebildete Leute – so kann ich die Gedanken des Unbekannten, der als Gottesknecht genannt wird, gut verstehen.
Und ich könnte in das Lamento einstimmen und sagen, ja es ist umsonst.
Am Ende steht der Abfall von allem was uns wertvoll und heilig war, demokratische Werte, Tugenden wie Ehrlichkeit und Solidarität.
Am Ende könnte/ müsste ich resignieren, vielleicht in den Zynismus mancher Comedians einstimmen.
Nein das will ich nicht!
Und so lese ich wieder und wieder: er sprach zu mir: Du bist mein Knecht, Israel, durch den ich mich verherrlichen will.
4 Ich aber dachte, ich arbeitete vergeblich und verzehrte meine Kraft umsonst und unnütz, wiewohl mein Recht bei dem HERRN und mein Lohn bei meinem Gott ist.
Ich dachte – ja, das ist der Trugschluss: ich dachte. Das alles umsonst ist, wieso kann ich mir da sicher sein? Nie kann ich im Blick haben, was nicht doch wird und werden kann.
Dieser Prophet, der Gottesknecht – was hatte er doch für eine kluge Einsicht: Die eigene Begrenzte Sicht zu benennen mit den Worten Ich dachte!
Liebe Gemeinde, wir wissen nicht genau, wer der Gottesknecht war, der im Buch Jesaja auftaucht. Ich denke, dass dieser Gottesknecht durch alle Zeiten immer jenen meint, der dem Augenschein zuwider auf Gott hofft und nicht von Gott abrückt. Das waren die Propheten Israels.
Und man kann sagen, das war und ist das Volk Israel selbst. So verstehen es jüdische Ausleger.
Das Volk Israel, die Juden – Knecht Gottes, der/ die leiden an dieser Welt, die das Leid am eigenen Leibe verspüren mussten und in der Todesstunde das Schema Israel bekannten, das Bekenntnis zu Gott sprachen.
Traditionell wird der Gottesknecht in christlicher Überlieferung in Jesus gesehen. Ich würde sagen, das ist nicht die Sicht des Prophetenbuches Jesaja, und doch ja, Jesus ist ein Gottesknecht.
Und wir, unsere kleine Gottesdienstgemeinde, wir sind heute Knecht Gottes. Wir kleine Christenschar sind Knecht Gottes in dieser Stadt, in dieser Welt.
Genau wie der Prophet, wie die Juden, wie Jesus - nicht dass wir meinen, all unser Glaube und Tun sei umsonst, sondern dass wir leben und glauben und tun im Auftrag Gottes, der dem Gottesknecht zu allen Zeiten zugemutet wird.
Der Auftrag lautet: Mitmenschlichkeit leben, Freundlichkeit, Gerechtigkeit, Zivilcourage - das klingt freilich alles wie ein sehr weltliches Ding.
Ja, das ist es. Ich sehe es als meinen, als unseren Auftrag, den Glauben, in dem wir mit Christus verbunden sind zu transformieren in ein überzeugendes Menschsein. Durch ein solches Menschsein lassen wir das Licht Gottes leuchten in die Dunkelheiten der Welt. Und wir können insofern in der Nachfolge der Gerechten Israels Licht für die Welt sein.
So lauteten Auftrag und Verheißung an den Propheten, den Gottesknecht und so auch an uns:
Gott spricht: Es ist zu wenig, dass du mein Knecht bist, die Stämme Jakobs aufzurichten und die Zerstreuten Israels wiederzubringen, sondern ich habe dich auch zum Licht der Heiden gemacht, daß du seist mein Heil bis an die Enden der Erde.
So seinen wir Heil für die Völker. So mögen wir ermutigt sein und unser Glaube stark, wie jener der kananäischen Frau, die nicht lockerließ.
Ich möchte an dem Heilswillen Gottes festhalten und mit allen gemeinsam sein, die sich um das Heil für die Welt bemühen. Und die Bemühungen sind nicht umsonst: Ich war in dieser Woche in Den Haag. Dort befindet sich der Friedenspalast. Einst gebaut als einen Ort der Verständigung für Völker die im Streit sind. Gebaut mit dem Vorsatz, dass Krieg kein fatales Gesetz ist, dem die Menschheit unterliegt. Heute Sitz des Internationalen Gerichtshofes. Heute nach wie vor Ort für das Recht der Völker und die Hoffnung auf Frieden für die Welt.
So will ich auf das menschliche Vermögen und die Vernunft setzen und will als Christ nicht locker lassen in meinem Glauben, dass Gott den Überblick hat und dafür einsteht, dass unser aller Leben heilvoll wird. Amen.