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Predigt zu Apg 2, 41-47
Kurzerzählung von einem, der plötzlich mehr Geld auf dem Konto hatte, weil der Unternehmer, bei dem er angestellt war, meinte, er bekomme zu wenig Lohn.
Das, liebe Gemeinde ist so gut wie keine utopische Übertreibung dessen, was wir heute zu lesen haben:
42Die Menschen, die zum Glauben gekommen waren,
trafen sich regelmäßig
und ließen sich von den Aposteln unterweisen.
Sie lebten in enger Gemeinschaft,
brachen das Brot miteinander und beteten.
43Die Leute in Jerusalem wurden von Ehrfurcht ergriffen.
Denn durch die Apostel
geschahen viele Wunder und Zeichen.
44Alle Glaubenden hielten zusammen
und verfügten gemeinsam über ihren Besitz.
45Immer wieder verkauften sie Grundstücke
oder sonstiges Eigentum.
Den Erlös verteilten sie an die Bedürftigen –
je nachdem, wie viel jemand brauchte.
46Tag für Tag versammelten sie sich
als Gemeinschaft im Tempel.
In den Häusern hielten sie die Feier des Brotbrechens.
Voller Freude und in aufrichtiger Herzlichkeit
aßen sie miteinander das Mahl.
47Sie lobten Gott
und waren beim ganzen Volk hoch angesehen.
Der Herr aber führte täglich
weitere Menschen zur Gemeinde, die gerettet wurden.
Auf solche weltverändernden epochalen Ereignisse warten heute noch manche, vielleicht viele. Ich ehrlicherweise nicht. Auch wenn ich so etwas nicht grundsätzlich ausschließen würde, ja auch weil ich und viele von uns erlebt haben, wie sich Verhältnisse über Nacht wandeln können, so will ich mich doch mehr auf das besinnen, was tatsächlich und mittelbar erlebbar ist oder wäre. Und eigentlich ist das gar nicht sehr aufwendig. Man muss dazu weder zu Großdemonstrationen aufrufen, noch Denkschriften verfassen, oder gar Weltreisen unternehmen (höchstens in Ausnahmefällen, wenn man mal wieder einen Blick von außen braucht).
Also was wäre nötig. Ganz einfach, ein gedeckter Tisch. Daran können wir alle Platz nehmen, egal wie wir denken, woher wir kommen, was wir sind. Der Tisch ist uns allezeit vor Augen. Und darauf das Brot. Beides steht für etwas sehr Ursprüngliches, etwas was unser Miteinander ausmacht und ohne das wir nicht lebensfähig wären: Gemeinschaft. Und Gemeinschaft heißt, einander teilen von Sorge und Leid, Brot und Hoffnung. Ein modernes Wort dafür wäre Solidarität.
Wie haben sie das damals geschafft, eine solche geschwisterliche, solidarische, heute fast utopisch anmutende Gemeinschaft zu haben, fragte ich mich.
Nun war auch die junge Kirche keine ideale Gemeinschaft. Es gab reichlich Auseinandersetzungen und die Armen wurden übersehen.
In der jungen Kirche des 2. Jahrhunderts wählten sie Diakone. Sie hatten die Aufgabe vor allem all jene in Blick zu nehmen, die Hilfe und Unterstützung brauchten. Denn das wollte Kirche sein: eine Gemeinschaft derer, die einander sehen. Die gemeinsam Brot teilen und auf Gott setzten, der dafür einsteht, dass es für alle reicht.
(Daran erinnert das Evangelium von der Brotteilung.)
Vieles ist verschüttet gegangen in den Jahrhunderten. Die Klassenstrukturen haben sich auch oder gerade in der Kirche über die Jahrhunderte verfestigt. Ja die Kirche Jesus ist seit Jahrhunderten zersplittert. Der Tisch in den Kirchen ist überwiegend Altar mit ausschließlich sakraler Funktion. So denken wir zwar beim Abendmahl an die Gemeinschaft, aber, so finde ich, leben sie zu wenig. Wir sind in Interessengruppen und je nach Herkunft und Frömmigkeit mehr oder weniger getrennt.
Nun ja, es gibt immer einmal wieder aufrüttelnde Ausnahmen in der Geschichte, zumindest ein Beispiel ist mir wieder eigefallen, wo gerade diese Trennung nach Milieus und Herkunft und Glauben überwunden werden sollte.
An Mannheim erinnerte ich mich wieder einmal. – eine auf dem Reißbrett entstandene Stadt. Für mich war es nur eine Bahnstation zum Umsteigen. Doch wenn man nachliest, entdeckt man etwas interessantes:
Nach dem dreißigjährigen Krieg völlig zerstört war die Frage Aufbau oder verlassen. Wie kann man eine Stadt wieder aufbauen?
Menschen aus ganz Europa wollte der Kurfürst in seiner Stadt ansiedeln. Es sollten die besten Handwerker angeworben werden und ihnen wurde kostenfrei Baustoff und Grund für den Hausbau angeboten.
Ist diese Integration gelungen?
Anders als z.B. in New York oder London gab es keine nach Religion oder Herkunft gegliederten Wohnbezirke. Bewußt wurden die Menschen ohne Trennung nach irgendwelchen kulturellen oder religiösen Gesichtspunkten angesiedelt. So wohnten sie in einer Straße Haus an Haus, Wohnung an Wohnung Belgier, Franzosen Holländer und Würtemberger protestantischen, katholischen oder jüdischen Glaubens. Der damalige Bürgermeister führte Häuserlisten in denen die Namen verzeichnet waren – bis heute zeugen sie von einer erfolgreichen Integration, einem genialen Stadtmanagement und einem rasanten Wachstum von Wirtschaft und Kultur. Mannheim – eine der 3 Städte Deutschland aus denen die meisten Erfindungen kamen. …
Von diesem Kurfürst – einem Protestant, könnte man so einiges lernen, sich anregen lassen, wie Gemeinschaft über Unterschied hinweg möglich ist.
Nun bin ich kein Stadtplaner, eher, wenn überhaupt mit Ihnen und Euch Gemeindeplaner und möchte gern Gemeinschaftsplaner werden. Und da wäre es doch an der Zeit, sich zusammen zu setzen mit anderen. Zum Kaffee, zum Abend, wie auch immer einzuladen. Nicht jeden Sonntag, nicht so dass wir uns überfordern, eher so, dass wir uns in den Blick nehmen können. Das wir uns auf Gott besinnen, auf Jesus, der zeigte, wie Gemeinschaft gelingen kann.
Katholische, orthodoxe und auch Nichtchristen und Zugewanderte einladen. Tische vor unserer Kirche aufstellen und ohne jeden Missionseifer, sondern mit Interesse an anderen miteinander Brot und Käse und Pflaumenkuchen und Ideen, Sorgen und Hoffnungen teilen.
Ist das utopisch?