Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu 2. Kor3,3-6
Er ist das meistbesuchte Objekt im British Museum in London. Der Stein von Rosette. 1799 fiel er einem Soldaten während des französischen Feldzuges in Ägypten auf. Da die Briten damals über die Franzosen siegten, kam der Stein nach London. Zahlreiche Gipsabdrücke wurden angefertigt, und befinden sich in anderen Museen. Was hat es mit diesem Stein auf sich? Nun es handelt sich um das einzige gefundene Wörterbuch mit dessen Hilfe die ägyptischen Hieroglyphen entziffert werden konnten. Denn unter den ägyptischen Schriftzeichen des Texes auf dem Stein stehen griechische.
So konnte der Schriftccode der Ägypter entziffert werden und eine ganze Welt tat und tut sich noch immer auf mit jeder Grabkammer, die gefunden oder freigelegt wurde und wird.
So sehen wir heute noch, dass die Ägypter bereits vor zweieinhalbtausend Jahren wichtiges in Stein gemeißelt haben. Die Hebräer beschrieben Tontafeln und die Griechen schrieben später auf Papyrus. Die Griechen waren auch jene, die die Schriftrichtung änderten, so dass wir heute von links nach rechts schreiben.
Im Hebräischen ist die ursprüngliche Schreibrichtung von rechts nach links beibehalten worden.
So viel als Vorwort zu unserem heutigen Predigttext in dem es um das Schreiben geht, konkret um das Schreiben des letzten bedeutenden Briefes, der bis heute noch geschrieben wird durch Sie/ Euch mich, und geschrieben wurde durch die Leser dieser Zeilen dieses Paulusbriefes in dem es heißt:
ES Ist doch offenbar geworden, dass ihr ein Brief Christi seid durch unsern Dienst, geschrieben nicht mit Tinte, sondern mit dem Geist des lebendigen Gottes, nicht auf steinerne Tafeln, sondern auf fleischerne Tafeln der Herzen.
4 Solches Vertrauen aber haben wir durch Christus zu Gott. 5 Nicht dass wir tüchtig sind von uns selber, uns etwas zuzurechnen als von uns selber; sondern dass wir tüchtig sind, ist von Gott,
6 der uns auch tüchtig gemacht hat zu Dienern des neuen Bundes, nicht des Buchstabens, sondern des Geistes. Denn der Buchstabe tötet, aber der Geist macht lebendig.
Die Christen in Korinth an die sich diese Zeilen zuerst richteten, schließlich Sie, Ihr, ich, wir Christenmenschen durch die Zeiten sind es / sollen es sein: ein Brief Christi. Christen sollen also etwas der Welt mitteilen, nämlich das, was Jesus ihnen ins Herz geschrieben hat: Liebe zu den Menschen, Friedfertigkeit, Ehrlichkeit, Güte …
Im Namen Christi, im Namen Gottes zogen die bekehrten Christenmenschen des Abendlandes aus und eroberten Palestina, eroberten, besetzten ganze Kontinente. Es wurden die Menschen anderer Völker unterdrückt, versklavt, Menschen wurden vermessen – wie jetzt eindrücklich in dem Film „Der vermessene Mensch“ erinnert wurde. Die Menschen Afrikas erschienen minderwertig, wurden zu Objekten degradiert und die Schädel tausender in ethnografischen Sammlungen Europas aufbewahrt.
Dies erwähne ich im Zusammenhang mit dem Paulusbrief um nur ein Sakrileg, die Schändung des menschlichen Lebens wohlgemerkt durch Christen als Beispiel anzuführen, wie sehr der Geist des lebendigen Gottes ignorieret und missachtet wurde.
Ein solches von Gott abgewandtes Handeln oder gar Handeln gegen göttlichen Willen, liebe Gemeinde, ist Sünde.
Hier können wir nur auf Gottes Vergebung hoffen, nein nicht nur, wir können zu irgendeiner Art von Wiedergutmachung beitragen.
Wie kann das gehen? Nun es reicht offenbar nicht aus, die Gebote in der Konfirmandenzeit auswendig zu lernen, das Glaubensbekenntnis aufsagen zu können usw.
Es ist mehr denn je erforderlich erstens auf das eigene Herz zu hören.
Zweitens die Dinge, die ich nicht klarkriege, ins Gebet zu nehmen und drittens mich mit Hilfe anderer, die durchaus anderer Meinung sein können, gemeinsam einen Weg zu suchen für ein menschliches Miteinander.
Das eigene Herz, das würde ich auch als mein eigenes Gewissen verstehen. Und da habe ich zumindest eine Ahnung, ob das gut ist, was ich tue, wofür ich mich einsetze, wozu ich stehe. Nun kann sich, wie wir schmerzlich erfahren haben, das Gewissen irren, in die irre geführt sein. Die Geschichte führt uns das vor Augen.
Als Entscheidungshilfe hätten wir ja schon mal Immanuel Kants kategorischen Imperativ, an den ich gen abermals erinnere: Ich sollte also so handeln, das mein Handeln für alle anderen jederzeit akzeptabel wäre, ja insofern für alle gilt.
Auch wenn Kant seinerzeit wohl selbst Rassismen unterlag, so bedeutet das heute nicht weniger als das es für die Menschen aller Herkunft, Anschauung usw. gelten müsse.
Gewiss hat das Kant`sche Prinzip auch Widersprüche in sich, aber eine Hilfe ist es allzumal.
Für mich als Christ ist es eine Hilfe, die Dinge, bei denen ich darum ringe, was gut und richtig sei, ins Gebet zu nehmen.
Ich glaube auch da gibt es viele Wege.
Und ich glaube auch hier gilt, es überhaupt auszusprechen, mir selbst gewahr zu werden, dass ich mitunter nicht weiter weiss, ohnmächtig bin, gar das Falsche tue.
Ins Gebet nehmen – aussprechen, schweigen, hören.
Nicht darauf bauen, dass es Gott richtet, allerdings darauf, dass Gott mir Kraft verleiht.
Und drittens nicht allein den Weg suchen, sondern gemeinsam. Das heißt miteinander im Disput sein über das, was gut ist. Das heißt nicht einfach eine Gesetzes-oder Gebotsschablone anlegen. Ich verstehe die Gebote Gottes als Richtschnur des Handelns. Und mitunter ist es angemessen, Gebote zu übertreten, nämlich dann, wenn Unheil verhindert werden kann, auch wenn ich mich dabei schuldig mache. Ich habe es hier gewiss schon erwähnt, aber für mich immer wieder sehr eindrücklich ist das Beispiel des evangelischen Pastors Dietrich Bonhoeffer. Auch sie haben damals miteinander gerungen, wie noch größeres Unheil abgewendet werden kann. Und Bonhoeffer meinte: Wenn ein Wahnsinniger am Steuer sitzt und über den Kurfürstendamm rücksichtslos fährt, kann ich als Pfarrer nicht einfach anschließend die Toten begraben, sondern ich muss versuchen, dem Wahnsinnigen das Steuer zu entreißen.
So wird es immer eine Herausforderung bleiben, um den rechten Weg zu ringen. Und ich bin froh, in einer Gemeinschaft von Christen zu sein, bin froh, Freunde zu haben, um das gemeinsam tun zu können.
Auch wenn es oft genug schief lief und gewiss auch noch oft genug schief laufen wird, so will ich doch festhalten, ja mir immer wieder gewahr werden, dass das Gute in mich wie in jeden Menschen eingepflanzt, eingeschrieben ist.
Und wie großartig ist es, wenn der Brief Christi, dieses Abbild Gottes sichtbar wird durch uns. Wenn ich versuche mich nicht von Hassgefühlen, von Neid und Missgunst bestimmen zu lassen. Wenn ich versuche gut zu sein.
„Die Nachtigall, sie war entfernt, Der Frühling lockt sie wieder; Was neues hat sie nicht gelernt, Singt alte, liebe Lieder.“ -sangen wir jetzt in der Kantorei. Die Nachtigal hat nicht neues gelernt – Andreas meinte, so sind auch die Menschen. Sie lernen nicht hinzu. Es scheint sich alles immer zu wiederholen.
Nein, ich selbst glaube, etwas gelernt zu haben und ich vertraue gegen den Augenschein, trotz all der Kriege, trotz politischen Versagens darauf, dass die Menschheit immer noch lernfähig ist.
Ja ich wiederhole mich: Ich mag keine Dystopie, sondern Utopie und vertraue auf die Wunder Gottes. Amen.