Auf ein Wort / Lesepredigten
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3. Sonntag nach Epiphanias
2. Sonntag nach Epiphanias
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Erntedank, 3. Oktober 2021
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Wiedereröffnung Kirchturm St. Marien
12. So.n. Trinitatis
11. So.n. Trinitatis
9. So. nach Trinitatis
6. So. nach Trinitatis
5. So. nach Trinitatis
4. So. nach Trinitatis
3. So. nach Trinitatis
Es geht um die Zöllner und Sünder, um die Pharisäer und Schriftgelehrten und um uns und damit auch um Mila-Linnea und ihre Generation, die nach uns geborenen.
Ich blicke auf die Zöllner:
Den Zorn der Leute auf die Zöllner damals kann ich gut verstehen und doch sind sie ja nur ein Rädchen im Getriebe der Mächtigen und deren Geldgier.
Wohin diese Gier nach Geld und Macht führen, das haben die Menschen zu allen Zeiten erleben können. Eine der Folgen ist (bei mir), dass man im Grunde immer misstrauischer wird bei jeder Werbung, bei jedem Angebot. Wem kann ich noch trauen. Ganz zu schweigen von den Börsennachrichten die mir zeigen, dass da Milliarden hin und her geschoben werden und damit Geld verdient wird, das nichts mehr mit produktiver Arbeit zu tun hat. An anderen Stellen fehlt es bitter nötig bis hin zu den Ärmsten in den armgemachten Ländern.
Und ich bin dahinein mit verstrickt. Das wird mir immer wieder deutlich beim bloßen Einkaufen: Wenn überhaupt Fleisch, so Hühnchen wäre mal schön, denke ich, aber ist es nicht mehr, wenn ich weiß, dass in Europa nicht verwertbares Hühnerfleisch und ausgediente Legehennen eingefroren und als billiges Fleisch in Westafrika verkauft wird und dort die Hühnerfarmen pleite gegangen sind und die dadurch Arbeits- und Erwerbslosen keinen anderen Weg sehen, als den nach Europa.
Ich sehe mich in diesem unsäglichen Kreislauf verstrickt.
Und schon damals zu Jesu Zeiten haben einige gesagt: Das machen wir nicht mehr mit. Wir leben anders. Wir leben nach den Geboten. Wir wollen niemanden übervorteilen. Wir essen nur das, was rein ist, was frei ist von Geldgier soweit es irgendwie möglich ist. Wir wollen uns nicht versündigen. Und wir wollen darum auch einen Tag in der Woche freihalten von aller Geschäftigkeit, frei halten für den, aus dessen Händen die Welt kommt.
Und so schlossen sie sich zu Gruppen zusammen (wir würden heute sagen: Basisgruppen) und nannten sich selbst Chaverim – Genossen (Schalom chaverim). Und die anderen sehen, wie es gehen könnte, gerechter zu leben. Aber sie schaffen oder wollen es so nicht und schnell machen sie die Chaverim verächtlich: Die wollen wohl was Besseres sein, als wir, sondern sich ab.
Und so nannten sie diese die Peruschim, die Abgesonderten, griechisch Pharisäus – die Pharisäer*) – und dieses verächtlichmachende Etikett haben sie behalten bis heute, bis in das Hören und manche Auslegung unseres Textes hinein. Und ja, sie haben damals selbstbewusst gesagt: wir sondern uns ab von all dem Schmutz, von der Gier, auch von der großen Masse, die das alles nicht wahrhaben will oder ignoriert.
So sehe ich auf die Pharisäer, die Chaverim und sehe sie plötzlich in einem anderen Licht.
Und so begreife ich, dass diese Abgesonderten, die Pharisäer eigentlich Jesu Bundesgenossen waren. Denn genau so versuchte auch Jesus zu zeigen, wie gerechtes Leben gehen kann. Und manchmal machte er es auch auf drastische Weise deutlich, z.B. als er die Tische der Händler im Tempel umwarf.
Ja und dann sehen sie, dass Jesus, der eigentlich auch zu ihnen, den Chaverim gehört, jedenfalls mit all seinem Verhalten, sich doch mit jenen an einen Tisch setzt, die sich als Räder im Machtgetriebe der Römer einbinden ließen. Und Jesus ahnte, wie seine Bundesgenossen über ihn in jenen Momenten dachten und es schmerzte ihn, dass sie ihn nicht verstehen wollten. Und so setzte er alles daran, dass sie begreifen: Solange ich mit den Zöllnern reden kann und ihnen aufzeige, wohin ihr Tun führt, will ich es tun.
Aber nicht als Vorwurf oder als Drohung, sondern als Einladung in eine bessere Welt. Und solange ich mit all jenen reden kann, die anders denken, die sich verweigern, die sich absondern, solange will ich es tun. Ich will es tun als Einladung miteinander an den Tisch zu kommen. Und wenn der Einladung auch nur einige folgen und wenn am Ende auch nur einer seine Haltung ändert, so ist auf Gottes Seite eine Freude ohnegleichen.
Und ich sehe diese Männer mit nachdenklichem Gesicht, wie sie Jesu Worte noch versuchen zu verstehen und natürlich bejahend nicken bei diesen Bildern vom verlorenen Schaf und verlorenen Groschen, die da Jesus aufzeigt. Sie verstehen diese Bilder und wissen:
Die Umkehrenden sind noch höher zu schätzen, als die Gerechten, denn schon bei Jesaja heißt es zuerst Friede dem Fernen und nachher dem Nahen.
Und es lohnt sich, einem Einzelnen nachzugehen, denn durch einen einzigen, der umkehrt kann sich eine ganze Welt verändern.
Und dann haben es die Chaverim, die Pharisäer gesehen, dass es lohnt bei aller Absonderung dennoch auf die anderen immer wieder zuzugehen: Da war dieser Zöllner, der nach jenem Abendmahl sein Leben geändert hat, der von seinem Vermögen die Hälfte den Armen gegeben haben soll. Manch haben gar erzählt, er habe seinen Dienst quittiert, wollte nicht mehr bei diesen Geschäften der Römer mitmachen, sich nicht in das Unrechtssystem einbinden lassen.
Und da war jener junge Mann, dem schlagartig deutlich wurde, welche Geschäfte sein Vater betreibt und der sich sagte: da will ich nicht mitmachen. Und dann ging es sogar vor Gericht und da soll er all seine Kleider abgelegt und sich von seinem Leben losgesagt haben, dieser Franziskus, der war schon ziemlich radikal, er sonderte sich ab, wurde ein Chaverim und gleichzeitig einer, der sich der Welt zuwandte.
Und da ist Garard Minnard, der meinte genug in seiner Kirche in Holland gepredigt zu haben und etwas tun wollte für jene, die verloren gegangen sind, Jugendliche, die einfach den Absprung nicht geschafft haben, die auf der Strecke geblieben sind. Sie jammerten ihn und da gründeten sie eine kleine Gruppe, die anfangs Nachhilfe gaben und den Jugendlichen zu einem Abschluss verhalfen und dann merkten sie, das das etwas mit ihrem Glauben und ihrer Theologie zu tun hat und da luden sie andere zum Diskutieren ein, über eine Kirche, die nicht nur predigen sondern Gerechtigkeit üben soll -
Gerechtigkeit üben, das heißt für ihn auch immer wieder das Gespräch mit anders denkenden suchen auch mit denen, die radikale Ansichten haben – solange man redet, bleibt etwas offen. Es bleibt die Hoffnung auf Veränderung.
Und im Herrenkrug in Magdeburg leben Ivonne und Jörg und Iris zusammen, zehn Erwachsene und ihre Kinder in einer ökologisch orientierten Gemeinschaft.
Sie wollen klimaneutral und ökologisch leben, denn wer im Treibhaus sitzt, sollte nicht noch weiter heizen. – Ein hörenswertes Featur in mdr-Kultur über Menschen, die umkehren und zeigen: es geht anders.
Gerard und eine ganze Reihe von Christen haben sich in gewisser weise abgesondert von einer inaktiven traditionellen Kirche und suchen gleichzeitig eine Erneuerung und Umkehr.
Und ich sehe ebensolche Menschen auch außerhalb der Kirche, die das Gängige hinterfragen, die Unrechtspunkte und Verstrickungen, auch die eigenen beim Namen nennen und versuchen etwas anders zu machen.
Und ich glaube, dass da etwas von Gottes neuer Welt zu spüren ist. Es geschieht nicht von oben, nicht mit großen Verlautbarungen, es geschieht im Herzen. Es beginnt ganz klein.
Und ich sehe es auch da, wo Eltern sagen: wir wollen unser Kind zur Taufe bringen. Wir wollen, dass es etwas erfährt von der Art Jesu.
Und diese Art Jesu, sich abzusondern von schuldhaftem Leben, das nicht mitmachen, wo Unrecht geschieht, sich verweigern, auch wenn es gar nicht anders geht, die Tische umwerfen und gleichzeitig keinen Menschen verwerfen, sondern für jede und jeden zu hoffen, an die Umkehr allezeit zu glauben, das ist es, was mich selbst Christ sein lässt.
Und ich weiß, sooft ich auch hinter diesen Ansprüchen zurück bleibe, bin ich an der Festtafel zum Freudenfest Gottes willkommen gemeinsam mit allen in Schuld und Not, mit den Abgesonderten, den Chaverim-Pharisäern, mit Franziskus und Gerard und Ivonne und mit Mila Linnea und mit Euch allen. Amen.
*) Anregungen zu diesem Aspekt habe ich von Ingo Baldermann, Wer hungrig ist, komme herzu