Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Joh 3, 14-21
Wer von Ihnen Kinder hat, bitte ich jetzt ganz kurz zurück zu blicken auf den Anfang, auf die Zeit der ersten Tage, Wochen, Monate nach der Geburt – ich erinnere mich an die Momente, in der der Brei angerührt werde musste, als die Nächte kurz waren, als der ganze Alltag von dem Kind bestimmt wurde, Kino, Theater erst einmal nicht stattfand – das war schon echt ein Opfer – aber im Grunde hätte ich heute gar nicht daran gedacht, wenn ich mich nicht zur Erinnerung gezwungen hätte. Ich hätte vielmehr an die wunderbaren Momente gedacht, als die ersten Worte kamen, als die ersten Schritte gegangen wurden …
Und wenn ich jetzt Gott frage, was hast du für Opfer gebracht, dafür, dass die Welt da ist, das wir da sind, das unser Dasein nicht umsonst ist und nicht ins Leere läuft?
Nun ist Gott manchmal nicht so redselig. Gott würde mich auf meine Frage hin vermutlich anschauen mit einem Lächeln in den Augen und vielleicht hätte Gott das Bild unserer Erde vor Augen – jenem blauen Diamanten gleich, der im Dunkel des All schimmert umgeben von Millionen und abermillionen Sternen. Und Gott hätte das Bild vor Augen von dem ersten Halm, der im Frühjahr durch den Erboden bricht und Gott hätte die Bilder der afrikanischen Savanne vor Augen und Bilder von Menschen, die sich umarmen, die sich versöhnen, die neue Anfänge wagen …
Und Gott würde sagen: Es war / genauer es ist mir ein Vergnügen – nein nicht immer, besser gesagt, es war und ist mir ein Bedürfnis, von mir abzugeben, mich zu teilen etwas von mir zu geben, so das es ein Gegenüber nämlich die Welt mit euch Menschen gibt.
Würde ich das nicht tun, wäre ich nur bei mir, na, ihr könnt euch vorstellen, dann wäre die Welt nicht und gewiss gäbe es nichts Unvollkommenes und keine Tränen usw. aber wenn es das alles nicht gäbe, diese unvollkommene Welt und euch Menschen (die ihr ja auch nicht vollkommen seid), wenn es euch nicht gäbe, dann wäre ich ziemlich allein.
Und ich höre Gott, wie er sagt:
Es hat mir aber nicht gereicht von mir abzugeben, dass die Welt wurde. Ich bin ja mit dieser Welt verbunden und darum freue ich mich, wenn ihr euch freut und leide, wenn ihr leidet. Und ich leide, wenn ihr nur bei euch seid und ich euch egal bin. Dann fühle ich mich ziemlich einsam, als gäbe es die Welt und euch nicht.
Und dann muss ich mitunter auf mich aufmerksam machen.
Naja, das ist nicht immer einfach gewesen, damals zum Beispiel, als das Volk Israel unterwegs war auf der Flucht, die für sie ziemlich anstrengend war.
Während der 40 Jahre, die der Weg für die Israeliten von Ägypten in das gelobte Land dauerte, da nagte die Undankbarkeit an ihnen. Anstatt für das Manna, dass ich ihnen täglich gab um ihren Hunger zu stillen, dankbar zu sein, machte sich Unmut breit: „Könnte es nicht mal was anderes zu essen geben? Vielleicht hätten wir doch nicht aus der Sklaverei in Ägypten weggehen sollen! Die Freiheit ist so anstrengend und kräfteraubend!“
Ich hörte die Beschwerden und es ärgerte mich. Ich schickte giftige Schlangen. In der Not fiel ich ihnen dann doch wieder als die große Hilfe ein. Sie bekannten ihre Undankbarkeit und baten um Hilfe. Daraufhin machte Mose eine eherne Schlange und richtete sie hoch auf. Und wenn jemanden eine Schlange biss, so sah er die eherne Schlange an und blieb leben.“
Ja, das war schon ein bisschen schroff damals. Dann waren wir aber wieder gut in Kontakt. Allerdings fiel es den Menschen immer schwer einzusehen, dass keiner für sich allein lebt.
Es fiel und fällt ihnen schwer zu erkennen, das Leben immer auch das Leben der anderen meint und das damit immer verbunden ist, etwas von sich abzugeben, etwas zu opfern.
Sie haben ein ganzes Buch, das Buch Levitikus voll geschrieben mit Anleitungen zum Opfern. Sie haben das so gelebt und doch habe ich mich immer wieder gefragt, ob sie das auch mit ganzem Herzen tun oder nur weil das Gesetz es vorschrieb.
Immer wieder haben sie sich von mir abgewendet, haben nur auf sich geschaut. Bücher mit Gesetzestexten, Worte sind wichtig, habe ich erkannt, aber sie reichen nicht für alle aus. Manche Menschen brauchen mehr als nur die Schrift. Sie brauchen etwas mit Hand und Fuß. Ja und so kam es dann zu Jesus. Es kam zu Jesus, dass sie allezeit einen vor sich haben, der wie sie ist und ihnen zeigt, ihnen vorlebt, was das Leben ausmacht: Die Liebe.
Und wer die Liebe hat, der gibt von sich ab und opfert für den anderen. Das versteht eigentlich jeder.
Johannes hat es dann aufgeschrieben auf seine Weise und mit seinen Gedanken, die manchmal etwas oberlehrerhaft sind:
Und wie Mose in der Wüste die Schlange erhöht hat, so muß der Menschensohn erhöht werden, damit alle, die an ihn glauben, das ewige Leben haben. Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. Denn Gott hat seinen Sohn nicht in die Welt gesandt, daß er die Welt richte, sondern daß die Welt durch ihn gerettet werde. Wer an ihn glaubt, der wird nicht gerichtet; wer aber nicht glaubt, der ist schon gerichtet, denn er glaubt nicht an den Namen des eingeborenen Sohnes Gottes.
Johannes hat ja irgendwie recht, aber andererseits auch nicht.
Ja, wer auf Jesus schaut, der sieht etwas von dem, was ich für alle möchte: Leben und Leben teilen.
Wer nicht auf Jesus schaut, würde ich heute sagen, der soll sich fragen, worauf er schaut:
Auf die Schrift? Ja, das geht, wenn sie denn verstanden und zu Herzen genommen wird.
Aber es gibt so vieles auf das die Menschen schauen: auf ihr eigenes Ansehen, auf ihr eigenes Vorankommen, auf ihr eigenes Wohl, auf ihre Gesundheit, auf ihre Vorteile …
Viele schauen doch weniger darauf, was das für andere bedeutet.
Ja zum Beispiel dass es die Blusen preisgesenkt für 10 EUR gibt. Vorher haben sie 15 gekostet und auch das war schon billig. Den Preis haben die Näherinnen bezahlt und wenn dann noch eine Fabrikhalle eingestürzt ist, haben sie auch noch ihr Leben geopfert.
Jetzt werde ich moralisch, werdet ihr vielleicht denken. Aber ich musste es einfach mal erinnern.
Ich will all die schönen Dinge auch nicht madig machen, aber sagen: Öffnet die Augen und schaut, wohin das führt. Das ist nichts lichtvolles.
Lichtvoll aber ist, wenn Menschen nicht nur sich, das ihre vor Augen haben, sondern auf andere schauen, auf jene, die nach ihnen kommen.
Für den Erhalt der Erde demonstrieren und was dazu gehört: sich selbst einschränken. Nicht alles mitnehmen, weil es billig ist.
Halt, liebe Gemeinde – ich bitte um Entschuldigung – meine Gedanken sind davon galoppiert in diesem Zwiegespräch mit Gott, als ich dachte, was würde Gott mir/ uns sagen wollen heute, wo das Miteinander, das Leben, die ganze Schöpfung, die Zukunft unserer Kinder bedroht ist.
Und Sie müssen selbst hören, denken, prüfen an der Schrift, im Gebet, was Gott sagen will.
Auf jeden Fall sagt / meint – so glaube ich - Gott dies:
Denn also hat Gott die Welt geliebt, daß er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben.
Und darüber hinaus gleube ich, dass Gottes Barmherzigkeit allumfassend ist und somit Gott keinen Menschen vom Heil ausschließt damit das Heil vollkommen ist.
Und der Friede Gottes und die Kraft des Heiligen Geistes sei mit Euch allen.
Amen.