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Predigt zu Mt 28, 18f (Leittext zur Eröffnung der Allianzgebetswoche) mit Bezug zu 2. Mose 33, 18-23
Liebe Gemeinde,
es war die Zeit, da er noch selbstverständlich am Morgen ein Gebet sprach. Das tat er noch vor dem Frühstück. Jeden Morgen. Auch wenn er unterwegs war. Er schlug das Zelt auf, ein wenig abseits von den anderen. Nein, er war kein Einzelgänger, im Gegenteil. Aber er wollte, wenn er mit Gott sprach ungestört sein. Und die anderen verstanden das. Und er sprach mit Gott gefühlt von Angesicht zu Angesicht über alles was ihn freute und was ihn traurig machte. Dass er sich frei fühlt und die ganze Welt vor sich sah und all die Möglichkeiten – ach Herr dafür danke ich dir, so sprach er. Und auch was ihn ärgerte. Sein Bruder, der immer gern stritt und alles anders herum sah und den er immer weniger verstand. Das klagte er Gott. Und er klagte, dass er manchmal nicht wisse, was er tun soll. Und irgendwie war er des vielen Redens überdrüssig, zweifelte mitunter sogar, dass Gott ihn hört. Am liebsten hätte er, dass Gott sich ihm tatsächlich gegenübersetzen würde. Seine Isomatte ist schließlich lang genug, dass zwei darauf Platz hätten und einender von Angesicht zu Angesicht reden können. Wenn also Gott ihm tatsächlich so gegenüber sitzen würde, brauchte Gott nicht mal was zu sagen. Er würde glauben, dass Gott ihn hört und versteht.
Also um es kurz zu machen, betete er schließlich: Lass mich deine Herrlichkeit sehen!
Doch er wusste nicht, worum er da bat. Und Gott verstand ihn wohl und sagte: Du weißt im Inneren, das ich da bin und dich höre. Und ich verstehe, dass du mich sehen willst, weil Du Augen hast. Aber es wäre zu viel für dich. Denn wie willst du alles mit einem Blick erfassen, was ich bin: Die Gegenwart, Vergangenheit und Zukunft, alles was Lebt und Leben schafft, die Welt, das All und das Umgreifende.
Ja und so zeigte Gott ihm etwas von sich, dem er nur hinterher schauen konnte. Aber es war so viel, so schön so groß und unendlich, wie die Sterne am nächtlichen Himmel, wie das Meer bis zum Horizont, wie die reifen Felder und der Mohn und die strahlenden Augen seiner Freundin … Da spürte er, wie groß Gott ist, da kam er zu neuem Glauben und ging zu den anderen und musste es weitersagen.
So irgendwie, liebe Gemeinde, könnte es Mose gegangen sein. So könnte es Mirjam gegangen sein und Paulus und Petrus. So könnte Franziskus und Martin gegangen sein und Theresa und Hildegard. So irgendwie ähnlich ist es manch einer, manch einem von Ihnen vielleicht ergangen, irgendwie muss es mir so ergangen sein.
Nein, es geschah nicht, als ich getauft wurde. Vielleicht geschah da auch etwas in mir, mit mir. Ich weiß es nicht. Aber das andere widerfuhr mir immer wieder. Und irgendwann war es so groß, dass ich losgehen musste. Ich wollte anderen davon erzählen, ihnen etwas von Gott sagen, meine Erfahrung teilen.
Ich glaube, dass es so geschehen kann, dass wenn man berührt ist von Gott, dass man dann losgehen möchte.
Nichts anderes meinte wohl Jesus, als er sagte:
gehet hin zu den Menschen der Völker: Taufet sie auf den Namen des Vaters und des Sohnes und des heiligen Geistes
und lehret sie halten alles, was ich euch geboten habe.
Ihr habt so große Erfahrungen gemacht, habt mit mir Wege zurückgelegt, erlebt, wie Gelähmte aufstanden, Stumme sprachen. Ihr habt erlebt, dass auf einem Fest selbst Wasser zu Wein wird. Teilt all diese herrlichen Erfahrungen mit anderen.
Und sie gingen los und andere ließen sich begeistern und taufen und wollten davon ebenso weitergeben.
Philippus etwa, der den äthiopischen Minister traf, welcher sich taufen ließ. Und der sagte es wiederum anderen weiter. So geht es bis zum heutigen Tag.
Ich erzählte es den Kindern meines ersten Kinderkreises und Robert, von dem ich schon einmal erzählt habe, ließ sich taufen. Das war in Pretzsch in der Elbe. Und in Magdeburg haben sich Menschen taufen lassen – überwiegend Erwachsene.
Und dann waren sie getauft, hatten eine Ahnung, was das bedeutet. Und so geht es vielen. Sie haben eine Ahnung von dem, was die Taufe bedeutet (abgesehen von der Kirchenmitgliedschaft). Und manche haben die Ahnung auch wieder verloren. Und manche haben die Ahnung verworfen, weil sie meinten, es seien nur Hirngespinste. Und wieder andere meinten, die Ahnung die sie jetzt hätten wäre so klar und so einfach, dass sie doch jeder annehmen müsse. Und wer sie nicht annimmt, der ist auf dem Holzweg der Verdammnis.
Und jene erhoben den Zeigefinger oder ballten gar die Fäuste oder zündeten gar die Häuser derer an, die nicht auch bereit waren, ihrer Ahnung zu folgen und sich taufen zu lassen.
Nein, nein, so war es nicht gemeint – höre ich Gott. Mose konnte mich nicht erfassen, wie kann dann jemand behaupten, er hätte mich nun erfasst, gesehen und verstanden. Welch Hybris! Welch Irrglaube aus dem so viel Unheil erwuchs.
So höre ich Gott durch Jesus, der sagte: tauft und lehrt.
Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass Jesus meinte, es ginge um die Lehre der Kirche, die um alles in der Welt erhalten und weitergegeben werden müsse.
Ich denke, es ging ihm darum, zu lernen, wie ein Mensch in Beziehung zu Gott und seinen Mitmenschen lebt und dass der Tod niemanden schrecken muss, weil Gott für das Leben einsteht.
Letzteres hilft gelassener zu leben. Das andere denke ich kann und soll man lernen.
Lehren, besser lernen, wie Gott ist. Das darf nicht zu kurz kommen. Das ist so wichtig wie losgehen, und taufen.
Und Jesus wusste wohl, wohin das führt, wenn die Menschen nur Rituale vollziehen, aber sie nicht mehr verstehen oder hinterfragen, wenn sie nicht bereit sind neues zu lernen, sich auf andere einzulassen. Denn Lernen ist etwas Stetiges.
Orgelspielen kann man lernen und wenn man nicht übt und stetig lernt, dann verlernt man es wieder. So ist es mit dem Singen, mit Sprachen und so ist das auch mit dem Glauben.
So ist das mit dem Gebet und der Mission, die Jesus aufgetragen hat.
Wer von sich behauptet, den richtigen Glauben zu haben an dem nicht zu rütteln ist, ich denke, der/ die ist nicht mehr bereit zu lernen.
Ich möchte gern in einer Gemeinschaft der lernenden sein, möchte mich gern von anderen anregen oder gar beflügeln lassen.
Und schön, wenn ich dann lese, dass es anderen auch so geht.
Sogar in einem Land, wo man das nicht für möglich hält.
In Abu Dhabi, der Hauptstadt der Vereinigten Arabischen Emirate, so lese ich, steht eine Synagoge in unmittelbarer Nachbarschaft zu einer Kirche und einer Moschee. Alle drei Gebäude haben die gleiche Größe. Daneben steht jeweils eine 30 m hohe Stele mit einem Kreuz, einem Davidsstern und einem Halbmond. Keines der drei Gebäude soll das andere überragen. Das soll explizit ein Ort der Toleranz und des Austauschs von Erfahrungen der drei abrahamitischen Religionen sein.
Ich finde das erstaunlich, zeitgemäß und möchte ebenso gern Erfahrungen mit anderen teilen und an Erfahrungen des Glaubens von anderen teilhaben.
Und ich kann mir vorstellen, dass Jesus auch heute noch sagen würde: Geht hin zu den Menschen aller Völker. Ich glaube aber nicht, dass Jesus seine Aufforderung als Missionsbefehl, wie es in der älteren Lutherbibel überschrieben ist, verstehen möchte.
Gewiss kann man das so verstehen, kann an den Domen und Lehren der Kirche aus dem 4. Jahrhundert befehlsartig festhalten und umgekehrt kann man alles über Bord werfen.
Beides führt nach meiner bisherigen Glaubenseinsicht weg von Gott, denn Gott ist ein Gott der Menschen aller Völker und größer als alle Vernunft erfassen kann.
So bewahre uns der Friede Gottes Herzen und Sinne. Amen.