Auf ein Wort / Lesepredigten
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1. Sonntag Nach Trinitatis
Trinitatis
Predigt zu Röm 11,33-36
Liebe Gemeinde!
Gnade sei mit euch und Friede von dem der war, der ist und der sein wird.
Amen.
An russische Deklinationen -
daran musste ich wieder denken, als ich versuchte, mich mit unserer Flüchtlingsfamilie irgendwie zu verständigen. Ein paar Worte sind noch hängen geblieben.
Aber damals als Schüler konnte ich mir einfach manche Deklinationen nicht merken.
Zur Not hab´ ich ja noch den Spicker, habe ich dann immer gedacht (aber selten verwendet, kann ich heute zu meiner Entlastung sagen).
Kennen Sie das noch? Vielleicht haben Sie noch nicht oder Ihr nicht mehr russisch lernen müssen.
Ich jedenfalls erinnere mich deutlich. Und da gehörte Russisch noch zu den beherrschbaren Dingen, sofern man gelernt hatte.
Aber Mathe war mir oft genug ein Grauen, denn mit Auswendiglernen war in Mathe wenig zu machen, man musste es begreifen!
Russisch und Mathe gehörten jedenfalls nicht zu meinen Favoriten.
Und ich denke, dass es den meisten so geht, dass sie das, was sie trotz aller Mühen nicht oder nur schwer begreifen, beiseitelegen, damit möglichst wenig zu tun haben wollen.
Eine der erstaunlichen Ausnahmen bildet dabei der Apostel Paulus. Denn er schrieb geradezu einen Lobpreis auf das, was er nicht verstand, auf das, was ihm im Grunde verschlossen und unerklärbar erschien.
An die Christen in Rom schrieb er diesen Lobpreis auf das Unergründbare:
3O Tiefe des Reichtums, der Weisheit und Erkenntnis Gottes! Wie unergründlich sind Gottes Entscheidungen und unerforschlich ihre Wege! 34»Denn wer bemisst die Geisteskraft ? Wer soll Gott beraten und unterweisen?«b [Jes 40,13.] 35Wer hat etwas zuvor gegeben, dass Gott es ihnen zurückgeben müsste?
36 Von Gott kommt alles, durch Gott lebt alles, zu Gott geht alles.
Gott sei Ehre in Ewigkeit! Amen.
Einen Lobpreis schreiben/ sagen, auf das, was man nicht versteht, das ist typisch Kirche, könnte jemand denken. An kaum einem anderen Tag des Kirchenjahres ist das so zu erleben wie heute.
Weihnachten feiern wir die Geburt Jesu. Das versteht jedes Kind.
Karfreitag denken wir in die Kreuzigung Jesu, Ostern feiern wir die Auferstehung – da wird es schon mal schwieriger, denn was ist Auferstehung und Pfingsten ist schon kaum zu begreifen.
Aber erst richtig schwierig wird es am Trinitatistag, dem Fest der Drei – Einheit Gottes: Vater – Sohn – und Heiliger Geist.
Wir glauben an einen Gott und doch an dreierlei Gestalten Gottes – das ist ein logischer Widerspruch und ist zugleich unergründlich.
Und es ist der Vorwurf u.a. der Muslime, dass wir ihrer Ansicht nach nicht an einen einzigen Gott glauben.
Da hilf es wenig, dass irgendwie erklären zu wollen und auch die theologischen Erklärungsversuche bleiben eben nur Versuche. Am Ende kann wohl nur gesagt werden:
Du kannst es im Grunde nicht verstehen, nur glauben!
Du kannst nur glauben, dass alles von Gott und durch Gott ist …
Irgendwie spüre ich oft, dass das keine befriedigende Antwort ist, die ich etwa Konfirmanden geben kann.
Und es sind ja existentielle Fragen, die sie mit sich herumtragen, wenn sie sehen, wie die Welt funktioniert: dass einer Krieg anfängt, einer ein Auto in eine Menschenmenge fährt und den Tod anderer in Kauf nimmt, dass Erwachsene leben, als hätten wir unendlich viele Ressourcen.
Da stehe ich dann da und weiß, dass ich im Grunde keine befriedigende Antwort habe, auf die Frage, wo denn Gottes Eingreifen bliebe. Denn ich weiß, dass es auf solche existentiellen Fragen keine schnellen Antworten gibt. Und selbst wenn es theologisch richtig ist, und ich ihnen sage, die Welt, in der wir leben, ist notwendig unvollkommen, weil nur Gott vollkommen ist, so ist das für viele Jugendliche irgendwie unbefriedigend.
Wenn es nur theologische oder dogmatische Glaubensweisheiten sind, die wir Jugendlichen bis zur Konfirmation vermittelt haben, ist es wahrscheinlich, dass sie bei Kirche und Gott so wie ich bei Mathematik irgendwann abwinken und sagen: ist nichts für mich.
Ein wenig habe ich auch den Verdacht, dass es bei Nikodemus so gewesen sein könnte.
Er war ja ein Fragender. Er fragte danach, wie das mit dem Neugeboren werden geht.
Und Johannes hat die Antwort Jesu aufgeschrieben.
Kurz übersetzt lautet sie: wenn Du vom Geist Gottes ergriffen bist, so wirst Du neu zu leben beginnen.
Wir wissen nicht, ob Nikodemus das verstanden hat. Wir wissen nicht, ob er vom Geist Gottes ergriffen war, ob er sich taufen ließ.
Aber wir wissen, dass Menschen vom Geist Gottes angerührt wurden durch alle Zeiten hindurch.
Wir wissen, dass sie dafür von anderen belächelt, ja mitunter verspottet, gar verfolgt wurden.
Ich glaube, die Spötter sind nicht zu überzeugen mit theologischen Argumenten, sowenig wie auch die Zweifelnden und wie ich auch nicht Jugendliche mit theologischer Logik überzeugen kann.
Die entscheidende Frage ist nicht, wie kann ich Gott begreifen, die entscheidende Frage ist eher:
Wie lässt sich etwas von Gottes Wirklichkeit in dieser Welt entdecken?
Vor 45 Jahren hatte ich Konfirmation. Damals wusste ich wenig von Gott, erst recht nichts von Trinität. Da sollten wir im Konfirmationsgottesdienst singen. Das war fast noch schlimmer als Mathematik und russisch zusammen. Und unseren Pfarrer hatte ich auch noch nicht singen gehört. Der konnte das sicher noch weniger als ich. Jedenfalls kam dann Bernd in unsere Konfistunde. Ich kannte ihn aus meiner Schule und ich war ziemlich überrascht. Er war kaum älter als ich und spielte Gitarre und konnte singen. So wurde der Konfirmationsgottesdienst etwas Unvergessliches: Denn ein Junge, kaum älter als ich, sang mit uns. Das hat mich stark beeindruckt.
Zum Fragen nach Gott bin ich gekommen durch Menschen wie Bernd. Mit Menschen, die überzeugend waren, glaube ich, hat mich Gott angerührt.
Und da kam ich ins fragen.
So ging es doch auch Nikodemus und vielen anderen.
Jesus hat Menschen angerührt, weil er überzeugend Gottes Heilswillen gelebt hat und vermutlich auch nicht so kompliziert mit Nikodemus gesprochen hat, wie es dann Johannes aufschrieb.
So können wir als Christen andere, übrigens auch unsere Kinder anrühren, in dem wir überzeugend leben. Ich glaube, das ist wichtiger, als Glaubensargumente oder gar Rituale.
Gründe von Kirchenaustritten sind, wie ich in einer Kultursendung anlässlich des Katholikentages erfuhr, vor allem die fragwürdige Glaubwürdigkeit der Kirche.
Überzeugend Leben heißt nicht auf alle Fragen eine Antwort geben können, heißt nicht mit allen Wassern gewaschen zu sein, heißt nicht auf die Seite der Erfolgreichen zu drängen.
Überzeugend als Christenmensch leben heißt: versuchen, Jesu Spuren zu folgen, heißt den Zweifel, manchmal auch den Spott der anderen auszuhalten, heißt Fragen stellen, heißt das Gerechte in dieser Welt zu tun trotz Anfeindungen und so glaubwürdig sein.
Das heißt auch, sich der eigenen Schuld stellen. Demut üben – um einen alten Begriff zu gebrauchen, der aber in den Kirchen, nicht nur den katholischen abhandengekommen scheint, jedenfalls nicht konsequent gelebt wird.
Demut kommt sprachlich von dienstwillig. Also anderen, der Gesellschaft dienen. Das ist nicht gerade Herrschen oder gar über andere bestimmen.
Zu oft spielen sich Vertreter unserer Kirche auf, als müssten sie unbedingt gesellschaftliche Aufmerksamkeit finden mit ihren Verlautbarungen, ihrem ganzen Habitus. Ich merke, wie mir das fremd geworden ist und irgendwie auch wenig mit dem zu tun hat, was ich in Jesus sehe.
Demütig sein ist, sich für andere einsetzen nicht nur mit Worten, einander beistehen, auf Privilegien verzichten, die Minderheitenrolle mutig ausfüllen.
Die Christen in Rom im 2. Jahrhundert taten oder versuchten genau das und ließen sich von Spott und sogar von Todesdrohungen nicht abschrecken. Um sich gegenseitig Kraft zuzusprechen bekannten sie:
Von Gott kommt alles, durch Gott lebt alles, zu Gott geht alles.
Ihm sei Ehre, für immer und ewig!
In diesem Sinne mag ich sagen: Amen.