Auf ein Wort / Lesepredigten
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Predigt zu Matthäus 11, 2ff
Der Herrnhuter Advents- und Weihnachtsstern besteht aus einem kleinen Rhombenkuboktaeder mit 26 Flächen, 17 viereckigen und 8 dreieckigen Zacken.
So hängt er in Wohnzimmern, auf Straßen und Plätzen, an unserer Kirche und hier im Saal. Der Stern erinnert an jenen von Bethlehem, der den Weisen den Weg zeigte. Sterne dienen der Orientierung.
Und wie richtige Sterne können auch Menschen sein. Menschen können einander Orientierung geben. So leuchten manche besonders hell. Die Stars aus Hollywood meine ich nicht, da weisen die meisten nur auf sich selbst hin. Ich meine jene Menschen, die uns Orientierung und Halt geben.
Jeder hat solche Sterne in seinem Leben:
Frau Martin, meine Hortnerin war für mich so ein Stern. Bei ihr habe ich nähen und stricken gelernt - schon wieder verlernt, aber ich erinnere mich an sie, dass sie gütig war und mich wohl mochte. Immer Freitags hat sie mich an die Zeit erinnert: jetzt musst du los zur Christenlehre – und das klingt ganz gewöhnlich und war es doch an einer sozialistischen Schule ganz und gar nicht.
Ebenso Wolfgang Pfüller, mein Lehrer am kirchlichen Seminar war/ ist für mich wie ein Stern, einer der mir beigebracht hat, nicht nur wiederzugeben, was dieser oder jener Theologe dachte, sondern selbst zu denken. Ein Lehrer, der ohne weiteres einen Lehrstuhl an einer westlichen Uni hätte annehmen können, aber bewusst sagte, ich bleibe hier im Osten, möchte hier die Ausbildung stärken. Nach Auflösung des kirchlichen Seminars war er zuletzt Pfarrer in Eisenach. Inzwischen im Ruhestand beschäftigt er sich mit der Frage der Annäherung der Religionen.
Am vergangenen Sonntag war ich in Chemnitz. Dort war ich dabei, als ein Gemeindehaus das erst 1952 eingeweiht und nun wieder entwidmet wurde. Die Gemeinde dort war zu klein geworden, wie ich erfuhr und es wird nun gemeinsam in der Bonhoefferkirche Gottesdienst gefeiert. Irgendwie traurig und doch traf ich an diesem Sonntag für mich wegweisende Menschen: unsere damalige Gemeindehelferin Annemarie, die immer gütig war und nie einen vor die Tür setzte. Und ich traf meinen damaligen Pfarrer, der mir zuhörte, als ich Liebeskummer hatte, der sich von der Stasi nicht einschüchtern ließ, der mich bestärkte, nochmal zu studieren, weil allein das ein größerer Gewinn werden könne, als all die anderen vermeintlichen Segnungen des wieder vereinigten Deutschlands. Und ich kann ihm heute recht geben. Er war für mich ein prägender Mensch.
Und Sie/ Ihr alle könntet erzählen von prägenden Menschen
So glaube ich, hat jeder Menschen, die für ihn Orientierung, Leuchtstern im Leben waren. Zuallererst sind das in der Regel Mutter und Vater, oft auch Lehrer und Erzieher.
Es passt darum auch genau, was heute im Evangelium des Sonntags zu lesen ist. Das Evangelium nach Matthäus erzählt von einem, der für viele Wegweiser war, der Einfachheit und Armut vorlebte und der sich auch selbst nur als ein Wegweiser gesehen hat. Johannes hieß er.
Er war ein Leuchtzeichen, ein Wegbereiter für Jesus. Das kann man dem kurzen Gesprächsausschnitt entnehmen, der heute zu erinnern ist:
Als sie, die Anhänger des Johannes, fortgingen, fing Jesus an, zu dem Volk von Johannes zu reden: Was seid ihr hinausgegangen in die Wüste zu sehen? Wolltet ihr ein Rohr sehen, das der Wind hin und her weht?
8 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Menschen in weichen Kleidern sehen? Siehe, die weiche Kleider tragen, sind in den Häusern der Könige.
9 Oder was seid ihr hinausgegangen zu sehen? Wolltet ihr einen Propheten sehen? Ja, ich sage euch: er ist mehr als ein Prophet.
10 Dieser ist's, von dem geschrieben steht (Maleachi 3,1): »Siehe, ich sende meinen Boten vor dir her, der deinen Weg vor dir bereiten soll.«
So einer war dieser Johannes, das meinte Jesus. Und er sagte es nicht von ungefähr. Jesus hatte die Anhänger des Johannes vor Augen, Jene die zu ihm hielten, sagten: wir wollen von jetzt an anders leben, nicht nur an uns denken, geschwisterlich miteinander umgehen. Wir wollen Unrecht beim Namen nennen, ehrlich sein und gütig. Sie ließen sich in diesem Geist von Johannes taufen. Nicht zuletzt auch Jesus selbst zum Zeichen, dass der von Johannes gewiesene Weg, sein Weg ist.
So war Johannes ein Wegweiser, ein Bote, ein Stern in dunkler Zeit.
Wir alle brauchen solche Sterne.
Wir brauchen Menschen, die nicht nur an sich denken, denen andere am Herzen liegen, die ehrlich sind, deren Worte mit ihren Taten übereinstimmen, die nicht einfach nur Kritik hageln lassen und andere damit klein und sich selbst größer werden lassen wollen, wir brauchen Menschen, die überzeugend leben, für andere da sind.
Solche Menschen brauchen wir, brauchen unsere Kinder, braucht unser Land, braucht unsere Kirche.
Amen.