Auf ein Wort / Lesepredigten
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Erntedank
Predigt zu Erntedank
Alle sitzen am Tisch. Niemand redet ein Wort. Und sie schauen sich nicht an. Tina hat Geburtstag. Und Jakob hat ihr nicht mal gratuliert. Alte Ziege hat er sie gerufen und Anne, ihre Puppe in den Papierkorb gesteckt. Tina hat geweint und ihn ebenfalls angeschrien. Und Max, der kaum über die Tischkante schauen kann, versteht gar nicht, warum sie streiten. Sie wissen es vielleicht selbst nicht mehr. Jakob meinte wohl, dass Tina immer bevorzugt wird. Sie hat das größere Zimmer, sie hat das meiste Spielzeug und außerdem ist sie faul, meint Jakob. So hat Jakob nur für sich eine Tasse und einen Teller mit Brot und Apfel hingestellt.
„Ihr streitet euch immer“, schreit Max und hält sich die Ohren zu. Und ihre Mutter, die noch in der Küche ist, ruft dazwischen: „Es reicht. Euch geht es viel zu gut. Andere Kinder sitzen in Lagern hinter Stacheldraht und manche haben nicht mal ein Brot am Morgen geschweige denn eine Puppe oder einen Teddy und ihr müsst immer streiten!“
Ja, ruft Max. Überall schießen sie, dass sogar die Vögel tot vom Himmel fallen.
Da sind plötzlich wieder alle still. Ein wenig schämen sich Tina und Jakob, dass sie ausgerechnet schon wieder am Morgen streiten. Die Mutter hatte den Tisch schon so liebevoll gedeckt und Hans, ihr Vater hatte gestern noch ein Bild an der Wand angebracht. Max hat es zuerst entdeckt.
Und jetzt sagt er, es müsste ein Wunder passieren.
„Was für ein Wunder“ fragt Jakob. „Na dass die Sterne vom Himmel fallen“ sagt Max.
„Du kennst das Märchen doch gar nicht“, sagt Tina.
Als Max protestieren will, kommt ihr Vater dazu und sagt: Er zähl es doch einfach Tina. Märchen kann man immer wieder erzählen“.
„Ja, erzähl“, sagt Max.
Und Tina ziert sich nicht lange und erzählt:
Es war einmal ein kleines Mädchen, dem war Vater und Mutter gestorben, und es war so arm, daß es kein Kämmerchen mehr hatte, darin zu wohnen, und kein Bettchen mehr, darin zu schlafen, und endlich gar nichts mehr als die Kleider auf dem Leib und ein Stückchen Brot in der Hand, das ihm ein mitleidiges Herz geschenkt hatte.
Es war aber gut und fromm. Und weil es so von aller Welt verlassen war, ging es im Vertrauen auf den lieben Gott hinaus ins Feld.
Da begegnete ihm ein armer Mann, der sprach „ach, gib mir etwas zu essen, ich bin so hungrig.“
Es reichte ihm das ganze Stückchen Brot und sagte „Gott segne dirs,“ und ging weiter.
Da kam ein Kind, das jammerte und sprach „es friert mich so an meinem Kopfe, schenk mir etwas, womit ich ihn bedecken kann.“
Da tat es seine Mütze ab und gab sie ihm. Und als es noch eine Weile gegangen war, kam wieder ein Kind und hatte kein Leibchen und fror: da gab es ihm seins; und noch weiter, da bat eins um ein Röcklein, das gab es auch von sich hin.
Endlich gelangte es in einen Wald, und es war schon dunkel geworden, da kam noch eins und bat um ein Hemdlein, und das fromme Mädchen dachte „es ist dunkle Nacht, da sieht dich niemand, du kannst wohl dein Hemd weggeben,“ und zog das Hemd ab und gab es auch noch hin.
Und wie es so stand und gar nichts mehr hatte, fielen auf einmal die Sterne vom Himmel, und waren lauter harte blanke Taler: und ob es gleich sein Hemdlein weggegeben, so hatte es ein neues an, und das war vom allerfeinsten Stoff.
Da sammelte es sich die Taler hinein und war reich für sein Lebtag.
(nach Brüder Grimm)
„So reich möchte ich auch sein“, sagt Max.
„Ja“, sagt sein Vater, „das wollen alle und eigentlich will Gott, dass alle genug haben. Gott lässt genug auf den Feldern wachsen und keiner müsste darum streiten“. „Aber es gibt immer Streit“, sagt Jakob. „Weil einige nie genug bekommen können und zu wenige weggeben, anderen helfen, so wie das Sterntaler Mädchen“, erwidert sein Vater.
„Aber wenn man etwas verschenkt, und erlebt, wie es dem anderen gut tut, wie hilft, dann wird man selbst belohnt“.
„Wie denn“ fragt Max. „Na, das musst du ausprobieren“.
Und Jakob nimmt in diesem Augenblick das Messer, teilt den Apfel in mehrere Stücke und gibt Tina, Max, seinem Vater Hans und der Mutter ein Stück.
Und als sie so miteinander am Tisch sitzen, den Apfel und das Brot teilen, da sagt Jakob, so soll es immer sein. Wenn wir am Tisch sitzen, dürfen wir nicht streiten. Und da sagt Max: „Ja und wenn ihr streitet, müsst ihr euch an den Tisch setzen und was essen“.
Das versprechen sie sich alle. Hans sagt noch: „Da haben wir uns mächtig was vorgenommen. Aber wenn wir es schaffen, werden es bestimmt Sternstunden sein. Das versteht Max noch nicht, wird es aber erleben“.
Nachwort für Erwachsene:
Ich glaube, dass es ein Irrtum ist, anzunehmen, wenn wir etwas weggeben an andere, wenn unser Land Flüchtende aufnimmt, wenn wir faire Preise zahlen, für Lebensmittel, füür Kaffee und Schokolade und für Kleidung, dass wir dann verarmen würden. Ich glaube, dass zumindest der Versuch fair zu leben, faire Preise zu bezahlen, Tiere zu schonen usw. dazu beitragen kann, dass unsere Welt eine bessere wird, dass Missgunst und Unfriede überwunden werden kann.
Und ich glaube auch, dass wir als Christen nicht darauf warten sollten, dass die Regierung, die EU oder wer auch immer Gesetze zur Fährnis erlässt. Wenn ich Jesus aus dem Evangelium richtig im Ohr habe sagte er: Gebt ihr ihnen zu essen. Tut es so, wie der Junge, der seine Brote hergab. Also IHR, WIR. Wir können das und Gott tut was Gott kann.
Amen.