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Predigt zu 1. Mose 13, 1-12
Liebe Gemeinde,
das ist eine einfache Geschichte: Abraham kommt aus dem Norden. Er zog weiter ins Südland. Wegen großer Hungersnot zog er nach Ägypten, kam dort mit Lot als Hunger-o. Wirtschaftsflüchtling an. Im Land des Pharaos gab Abraham seine Frau Sarah als Schwester aus. Er hatte Angst, dass der Pharao ihn bedrängen oder gar töten könnte um in den Besitz von Sarah zu kommen. So war ihm die eigene Haut näher als die Ehre der Ehefrau. Sarah kommt schließlich doch in den Harem des Pharaos, was allerlei göttliche Plagen zur Folge hat. Diese ägyptische Episode endet damit, dass der Pharao Abraham wegen dessen Unaufrichtigkeit zur Rede stellt. Nun, sagte der Pharao, da hast du deine Frau wieder, nimm sie und geh.
Und der Pharao schickte Abraham fort mit Entschädigungszahlung und mit militärischem Schutz.
…
Mit seinem Neffen Lot zog er dann ins Südland bis nach Bethel.
Und es war immer Zank zwischen den Hirten von Abrams Vieh und den Hirten von Lots Vieh. Eine jüdische Auslegung erzählt, dass es zum Streit kam, weil das Vieh Abrahams auf dem Weg Maulkörbe umhatte, so dass es unterwegs nicht das Feld abgraste, das Abraham nicht gehörte, Lots Vieh aber nicht. Und die Hirten Abrahams sagten: Ist denn Raub erlaubt? Darauf antworteten die Hirten Lots: Der Heilige, er sei gesegnet sprach: Deinen Nachkommen will ich das Land geben. Da aber Abraham keine Kinder hatte und allem Anschein nach auch keine bekommen würde (was sich ja später als unrichtig herausstellte) meinten Lots Knechte, das Vieh würde so rechtmäßig von dem grasen, was später eh an Lot fallen würde.
Da sprach Abraham zu Lot: Lass doch keinen Streit zwischen mir und dir sein. Er wollte nicht, dass der Streit der Hirten zu einem Streit zwischen ihm und Lot führt. Steht dir nicht alles Land offen? Trenne dich doch von mir! Willst du zur Linken, so will ich zur Rechten, oder willst du zur Rechten, so will ich zur Linken.
Da hätte Lot nun sagen können: ich bleibe bei dir, denn du bist mehr als ich, oder: wählst du zuerst, denn du bist der Ältere.
Aber er ging gleich auf den Vorschlag ein und erwählte den besseren Teil, die Gegend am Jordan. Die Städte Sodom und Gomorra in dieser Gegend galten als „Gehöft des Ewigen“, waren wie das Land Ägypten nicht abhängig von Regen, denn sie waren bewässert durch den Jordan. So hatte Lot gewählt und es steht am Ende also die Trennung zwischen Abraham und Lot.
Dies könnte ein Lösungsansatz sein für so viele Probleme auch unserer Tage. Wenn wir also nicht zueinander passen und bevor es Streit gibt und weil ein Streit den nächsten hervorbringt und weil wir ja schon ahnen, dass es Streit und nur Probleme gibt usw. ist es wohl das Beste, sich zu trennen, getrennte Wege zu gehen, Trennlinien zu ziehen. Da bauen die einen Zäune rund um ihr Land, andere bauen Mauern, doppelt so hoch wie jene, die einst Berlin getrennt hat, und die im Fall von Betlehem auch verhindern, dass einfach jüdische Menschen erschossen werden. Manch einer ruft dazu auf, das eigene Land oder am Besten ganz Europa abzuschotten notfalls mit physischer Gewalt. Das scheint die ultima ratio.
Ohne Abgrenzung ist Leben in Frieden eben nicht möglich.
Und abendländische und morgenländische Kultur passen eben nicht zueinander.
Ist es das, was uns schon die alte Geschichte von Abraham und Lot nahelegen will? Natürlich nicht. Aber sie will uns eine Lehre vor Augen führen. Um diese Lehre zu erkennen, muss man lesen.
Man sollte die Bibel von Anfang an lesen. Noch bevor die Gebote und all die Gesetzte in der Tora kommen, die menschliches Zusammenleben regeln wollen, kommt der Anfang: Die Schöpfung. Dies ist eine Geschichte nicht eines einzelnen Volkes, auch nicht einem einzelnen Volk gegeben, dies ist eine universale Geschichte, die zeigen will: Die ganze Welt, jeder Mensch, die Völker der Erde sind Geschöpfe Gottes, bestimmt miteinander zu leben.
Und die Erde ist voll der Güte Gottes.
Und ein Land, wie das verheißene, in dem bereits mehrere Völker miteinander lebten, ein Land, das viele Völker ernährt, sollte es nicht auch das Volk Abrahams und Lots ernähren können? Wohlgemerkt zwei kleine Menschengruppen, Nomadenstämme, dazu wohlhabende!
Das Land konnte es nicht ertragen, dass sie beieinander wohnten. Nicht dass es nicht genug gegeben hätte, wie man zuerst vermuten könnte, nein das Land war reich und sie waren selbst reich. Es war wegen des Streits, denn dies verträgt ein Land nicht!
Ja, Streit verträgt ein Land nicht. Wie kann Streit friedlich ausgehen?
Abraham hatte eine Ahnung: Man muss einen anderen Blick an den Tag legen, versuchen die Bedürfnisse des anderen zu verstehen und nicht Angst vor einem eventuellen Nachteil haben.
Lot musste schmerzvoll erfahren, dass sein Blick, der Blick des Siegers, des Gewinners in die Irre, ins Nichts führt. Dort, wo Menschen mit diesem Blick der Gier leben, die Welt als Beute zu erfassen, ist Sodom und Gomorra nicht weit. Abraham hat das vielleicht gewusst. Er hatte zumindest gerade erfahren, dass es beschämend ist, wenn man nur an sich denkt, dem anderen Schlechtes unterstellt, nur sein eigenes Wohl und Ansehen im Blick hat. Die Begegnung mit dem Pharao war ihm eine peinliche Lehre.
Und Abraham ahnte zumindest, dass im Zurücktreten, dem anderen den Vortritt lassen, in der Fürsorge, im Vertrauen mehr von Gott sichtbar wird. Zurücktreten ist das Gegenteil von sich breit machen.
Und Lot machte sich breit, nahm ohne zu zögern. Er ging - nach Luthers Üss. nach Osten - im hebräischen Text: weg von Osten. Das bedeutet, Lot entfernt sich von Abraham, vom Ersten und damit von Gott.
Abraham bleibt bei Gott, bleibt bei dem, was ihm wichtig ist, was er gelernt und nun verinnerlicht hat: Vertrauen auf Gott auch wenn die Umstände nicht glanzvoll erscheinen. So wird Abraham belohnt:
Als nun Lot sich von Abram getrennt hatte, sprach der HERR zu Abram: Hebe deine Augen auf und sieh von der Stätte aus, wo du wohnst, nach Norden, nach Süden, nach Osten und nach Westen.
15 Denn all das Land, das du siehst, will ich dir und deinen Nachkommen geben für alle Zeit
16 und will deine Nachkommen machen wie den Staub auf Erden. Kann ein Mensch den Staub auf Erden zählen, der wird auch deine Nachkommen zählen.
17 Darum mach dich auf und durchzieh das Land in die Länge und Breite, denn dir will ich's geben.
Vertrauen weitet den Blick Abrahams. Kein Blick der nehmen will, kein Beuteblick, auch kein angstvoller Blick, der befürchtet, zu verlieren, sondern ein Blick, der das Gute empfängt, ein Blick des Vertrauens.
Vertrauen wagen, damit wir leben können – einst ein Motto eines Kirchentages und durch alle Zeiten ein Schlüsselwort für das Zusammenleben von Menschen. Eigentlich wissen wir es alle, dass wir ohne Vertrauen nicht leben können. Ohne Vertrauen würde Mila, die wir heute taufen, nicht einen Schritt wagen. Sie weiß aber, dass sie gehalten wird.
Ohne Vertrauen kann ich eigentlich gar keine Beziehung eingehen, ohne Vertrauen ist Leben gar nicht möglich.
Das alles wissen wir, ist tief in uns. Damit es uns in den Herausforderungen dieser Tage nicht ergeht, wie den Hirten Abrahams und Lots, und schlimmer damit wir nicht der Blindheit des Herzens erliegen wie Lot und Schmerzliches als Folge erfahren, sollten wir uns diese alten Geschichten erzählen.
Wir sollen sie erzählen uns und unseren Kindern damit wir klug werden.